Ein Stück Glück im Alltag

Mit Gottesdienst die vierte Vesperkirche eröffnet

Trotz überirdischer Lichtinstallation identifizierbar (v.l.): Dekan Oliver Bruckmann, Pfr. Andreas Grell, Lektor Christian Maurischat u. Diakoniewerk-Vorstand Pfr. Jochen Keßler-Rosa

Schweinfurt, So., 21. Jan. 2018. Wie sich die Bilder in den Jahren gleichen: immer wieder das große Interesse an der Vesperkirche selbst jetzt zum vierten Mal; schon eine halbe Stunde vor Gottesdienstbeginn die Kirchenbänke zur Hälfte besetzt; die Nervosität der Gastgeberinnen und Gastgeber vor dem erwarteten Ansturm zu den Tischen; die angespannte Geduld der vielen Wartenden, die zahlreichen Presseleute, die erwartungsgemäß gerade zum Auftakt erschienen.

Pfarrer Andreas Grell (St. Johannis II) griff in seiner Begrüßung der Gemeinde das Vesperkirchen-Motto auf: Er freue sich auf das echte „Miteinander für Leib und Seele“, denn verschiedenste Menschen würden „in einer Kirchenbank und danach an einem Tisch sitzen“, fröhliche wie bedrückte.

Die Predigt an diesem Sonntag hielt Dekan Oliver Bruckmann, der zunächst weit ausholte und das derzeit trübe Wetter thematisierte, um dies dann auf die oft schwermütigen Gedanken in uns und auf unsere Sehnsucht nach Licht und Klartext zu übertragen. Selbst unser Glaube sehe oft nur bis zur Wolkendecke und fokussiere sich auf das Leid und die Ungerechtigkeit in dieser Welt. Gott sei für uns im Alltagsgrau verborgen.

Doch mache uns das Evangelium des Tages – Jesu Verklärung auf einem Berg: "sein Antlitz leuchtete wie die Sonne" (Matthäus 17,1-9) – zu Zuschauern eines beeindruckenden Gipfeltreffens und einer Lichtinstallation. Denn Jesus erscheine hier als „eine Art Lichtfeuer“ in bestem Lichte. Er bestätige: „Gott hängt am Leben und will es bewahren.“ Das sei gegen diejenigen gerichtet, die Leben abschätzig in die Pole würdig – unwürdig oder rentabel – unrentabel einteilen würden.

Wenn dann Jesus nach diesem Gipfelerlebnis an seine Jünger appelliere: „Steht auf und fürchtet euch nicht!“, dann meine er, dass sie gegen alles, was nach Tod rieche, und gegen Einsamkeit wie Gleichgültigkeit angehen sollen. Dieser Auftrag gelte heute uns: dass wir nicht weltfern bleiben, sondern gerade in unserem Alltag z.B. das Leid kranker Menschen lindern, dass wir selbst denen mit Achtung begegnen, bei denen es uns schwer fällt, die Kleinen achten, niemanden verloren geben, einander vergeben, Reichtum teilen und so weiter.

Damit leitete der Dekan auf die Vesperkirche über: Auch sie sei Verwirklichung dieser Nachfolge Jesu und lasse „ein Stück Glück im Alltag finden“: „Da teilen wir das Leben.“ Vesperkirche sei Aufstehen und Einstehen füreinander, niemand müsse draußen bleiben.

Am Ende des Gottesdienstes eröffneten er und Diakoniewerk-Vorstand Pfr. Jochen Keßler-Rosa offiziell die Vesperkirche, indem sie für die kommenden drei Wochen die St. Johanniskirche in eine solche umwidmeten.

Punkt halb zwölf konnte dann mit traditionellem Gongschlag die erste Tischrunde gebildet und das Essen serviert werden: Vorsuppe, Sauerbraten mit Klößen und Apfelrotkohl, anschließend Kaffee und Kuchen. Am Ende des ersten Tages waren über 300 Mahlzeiten ausgegeben. Wie sich doch die Bilder gleichen ...