Gospels und Buß- und Bettag - geht das?

Stimmungsvoller Gottesdienst in der Erlöserkirche

Volle Konzentration, ganzer Einsatz: die KisSingers

Bad Kissingen, 20.11.2013 (klk). Der Buß- und Bettag ist für evangelische Christen ein Tag der Besinnung und Neuorientierung im Leben. Der Gedenktag dient dem Nachdenken über individuelle und gesellschaftliche Irrtümer wie beispielsweise Ausländerhass, Umweltzerstörung und die Ausgrenzung von Armen und Obdachlosen.

Der Feiertag wurde vor einigen Jahren allerdings zum politischen Zankapfel: Der protestantische Buß- und Bettag, erstmals 1532 im mittelalterlichen Straßburg offiziell eingeführt, wurde 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen als gesetzlicher Feiertag ersatzlos gestrichen. Der Bußtag hat seinen festen Platz im kirchlichen Festkalender jedoch nicht verloren. Viele Gemeinden laden meist am frühen Abend zu Andachten ein, um so auch Berufstätigen die Teilnahme zu ermöglichen.

Mit einem stimmungsvollen Gospelgottesdienst beging die evangelische Erlösergemeinde in der Bad Kissinger Erlöserkirche den Buß- und Bettag. Mit sinnlichen, feinfühligen Gospels umrahmte der Gospelchor „Die KisSingers“ unter der Leitung von Kantor Jörg Wöltche den Festgottesdienst. Begleitet wurden sie von Ralf Werner am Flügel und Martin Wenzel am Drumset.

Pfarrer Jochen Wilde stellte bei der Begrüßung die Frage: „Gospelgottesdienst am Buß- und Bettag - wie geht das zusammen?“ Es geht! Denn die KisSingers hatten dem Anlass und dem Feiertag entsprechend Gospels einstudiert, die Herz und Seele gleichermaßen tief berührten. Mit ansprechenden Texten und ergreifenden Melodien trafen sie den tiefen Sinn des Feiertages punktgenau.

Pfarrer Jochen Wilde ging bei seiner ergreifenden Predigt auf das Gleichnis vom Feigenbaum ein, der in einem Weinberg gepflanzt wurde und keine Früchte trug. Der Besitzer wollte ihn fällen lassen, doch der Gärtner bat um Geduld. Er hoffte, dass er nach der Düngung doch noch Früchte tragen würde. „Geduld und Ungeduld kennen wir, beides ist uns vertraut“, so Pfarrer Wilde. Man müsse nur warten können und wissen, wann das Warten zu Ende sei. Er wies darauf hin, dass es zum Selbstverständnis des Glaubens gehöre, dass wir jede Krise, jedes Scheitern immer auch als Chance für einen Neuanfang begreifen können.

„Das Gleichnis vom Feigenbaum ist kein Text der Resignation oder des Selbstmitleids – er ist ein Hoffnungstext. Davon, dass der Feigenbaum tatsächlich abgehauen wird, ist nicht die Rede“, so Pfarrer Wilde. „Wir sind dieser Feigenbaum - und Gott fragt nach den Früchten in unserem Leben. Ein Mensch, der Frucht bringt: In dessen Gegenwart leiden andere keinen Mangel.“

Text und Fotos: Peter Klopf

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