Stippvisite aus Malaysia

Schweinfurt, 4. Mai 2012. Kurzbesuch von sechs Frauen aus Malaysia! Sie gehörten dem offiziellen 24-köpfigen Organisationsteam an, das mit rund drei Jahren Vorlauf den diesjährigen Weltgebetstag (WGT) am 2. März liturgisch erarbeitete. Er stand unter dem Motto „Steht auf für Gerechtigkeit“, engl.: “Let justice prevail“, und befasste sich sowohl mit der Situation von Frauen als auch generell mit Religion und Politik, vor allem mit Ausbeutung, Korruption und Menschenrechtsverletzungen in dem südostasiatischen 27 Mio.-Einwohner-Staat. Die Staatsreligion im multikulturellen, multiethnischen und multireligiösen Malaysia ist der Islam, dem 60 Prozent der Bevölkerung angehören. Der andersgläubigen Minderheit, darunter den neun Prozent Christinnen und Christen, wird nur theoretisch Religionsfreiheit gewährt. Unter Rückgriff auf biblische Worte haben die Malaiinnen ihren Protest im Gottesdienstentwurf für den Weltgebetstag ausgedrückt, z.B.: „Selig sind die, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden satt werden“ (Matthäus 5,6).

Seit dem 1. Mai tourten die sechs Delegierten, verschiedenen christlichen Denominationen angehörend und verschiedene Berufe ausübend – eine ist methodistische Pfarrerin, eine andere Gesangslehrerin, wieder eine andere Hochschuldozentin - vorrangig durch Bayern. Denn Malaysia, namentlich die Lutherische Kirche in Malaysia (LCMS), ist seit über drei Jahrzehnten Partner der evang.-luth. Kirche in Bayern. Sie waren zu Gast im Partnerschaftszentrum „Mission EineWelt“ in Neuendettelsau sowie im Dekanat Gunzenhausen, das seit kurzem eine Partnerschaft mit einem malaiischen Kirchenbezirk unterhält, unternahmen aber auch einen Abstecher nach Westfalen auf Einladung der dortigen Frauenhilfe.

Und für einen gut ausgefüllten Tag machten sie auch in Schweinfurt Station. Zu verdanken war diese Stippvisite Renate Käser, der Landessynodalin des Dekanates und Dekanatsbeauftragten für Mission, Partnerschaft und Entwicklung.
Schon am Morgen traf der Kleinbus, gesteuert von Pfrin. Ulrike Hansen vom Referat Mission Interkulturell/Mission EineWelt, am Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Alfons Goppel ein, an dem Frau Käser unterrichtet und die die Schüler der 11. Klassen inhaltlich gut auf Malaysia vorbereitet hatte. Von daher kamen diese mit den Gästen in ein anregendes Gespräch.
Am Nachmittag, beim Treffpunkt in der St. Johanniskirche, gesellten sich einige Vor-Ort-Organisatorinnen des Weltgebetstages im Dekanat Schweinfurt hinzu: die WGT-Dekanatsbeauftragte Pfrin. Christhild Grafe, die jährlich die Vorbereitungsteams der einzelnen Gemeinden schult, die Dekanatsfrauenbeauftragte Brigitte Buhlheller, ferner Pfrin. Gisela Bruckmann und Birgit Assmann.
Dekan Oliver Bruckmann übernahm persönlich die Führung durch „die evangelische Kirche in Unterfranken“! Er zeigte ihnen u.a. Taufstein, Kanzel und die gut gehüteten, wertvollenvasa sacra (das Tauf- und Abendmahlsgerät). Sodann ließ der Dekan „Nun danket alle Gott“ anstimmen und zeigte sich dankbar für die schöne Erfahrung, dass man auf der ganzen Welt zusammen singen könne. Die vielen Kirchen, die die eine Kirche Jesu Christi repräsentierten!

Eine weitere Besuchsstation war der Verein „Frauen helfen Frauen“, der 2010 sein 30-jähriges Bestehen begangen hat und Träger eines Frauenhauses für bis zu zwölf Bewohnerinnen und maximal 18 Kinder ist. Man traf sich zum Erfahrungsaustausch mit dessen Leiterin Gertrud Schätzlein in deren Beratungsstelle (www.frauenhaus-schweinfurt.de). Sie erläuterte, dass laut einer Studie jede dritte Frau Gewalt erfahre, nämlich 42% psychischer und 25% physischer Natur! Sie müsse feststellen, dass immer Ältere, selbst über 60-Jährige, inzwischen ins Frauenhaus kämen. Im letzten Jahr habe sie leider über 79 Frauen aus Platzmangel abweisen müssen. Auch den Malaiinnen waren derlei “safe houses“ geläufig, gibt es doch in ihrem Land genauso häusliche, sexuelle Gewalt und Misshandlung von Frauen – ebenfalls weitgehend tabuisiert. Dort bieten vor allem die Kirchen Beratungsdienste an.
Zu den weitgehend vergleichbaren Problemen gehört auch das so genannte „Baby-Dumping“: dass junge, ledige Frauen ihre Neugeborenen einfach irgendwo, etwa auf einer Toilette, ablegen. Gerade in einem muslimischen Staat bedeutet ein vorehelich geborenes Kind eine große Schande. Die dortigen Kirchen bieten Babyklappen und Adoptionsvermittlungen an.

Am Ende bedankte sich Frau Käser bei den Besucherinnen und allen, die sie in Schweinfurt begleiteten. “Let justice prevail“ – das diesjährige Weltgebetstagsmotto stellt eine bleibende Herausforderung dar.