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Aktuell II/2012 (ab Juli)

 

Licht aus Bethlehem leuchtet in Schweinfurt

Haag, Buß- und Bettag, 21.11.2012. Die Friedensdekade der evangelischen Landeskirche, ausgerichtet vom Dekanat Rosenheim, klang in der Haager Heilig-Kreuz-Kirche mit einem feierlichen Gottesdienst aus. Das Friedenslicht nahm der Dekan aus Schweinfurt entgegen, der die Dekade im nächsten Jahr durchführt.

Mit 80 Lichtern hatten die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde den Zugang auf dem Kirchenvorplatz geschmückt, über den unter Orgelklängen der Einmarsch erfolgte. "Es berührt mich", gestand Pastorin Ruth Nun, dass sie zum Gottesdienst auch die Regionalbischöfin Dr. Susanne Breit-Keßler in Haag empfangen dürfe.

Nach dem Buß- und Bettagspsalm von Rainer Maier mahnte Bischöfin Dr. Susanne Breit-Keßler zur Selbsterkenntnis. Das Leben sei zwar komplizierter geworden, doch die Sehnsucht gebe dem Menschen Kraft. Mutig solle er sich nach dem Motto der Friedensdekade zur Menschenwürde bekennen. Diese dürfe man ihm auch nicht nehmen, sie ist Bestandteil der freiheitlichen Grundordnung. Daneben habe er die zehn Gebote, vor allem Gott als Ursprung und Ziel zu achten. Im "Herzenstakt" sollen die Christen behutsam miteinander umgehen: "Freude soll die Triebfeder sein."

Die Friedensdekade hatte in Rosenheim ihren Ausgang genommen und in Haag ihren Abschluss gefunden. Zahlreiche Veranstaltungen stellten nach Dekanin Hanna Wirth Kontakte zu den Mitmenschen, von Schülern bis Künstlern, her: "Man spürte, wie Frieden verbindet." Wie einen Staffelstab übergab sie dem aus Schweinfurt angereisten Dekankollegen Oliver Bruckmann das Licht in der Laterne zur Ausführung der Dekade 2013. Eine Laterne verbleibt in Haag.

(aus: OVB-online vom 23.11.2012, Foto: ELKB)

 

 Holte das Friedenslicht für Schweinfurt ab: Dekan Oliver Bruckmann u. Dekanin Hanna Wirth


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Ein zweiter Christus werden

Diözesanbischof Dr. Friedhelm Hofmann predigt am Reformationstag

 

 

Kommt er nun oder kommt er nicht? Dekan Oliver Bruckmann: "Er kommt bestimmt!" 

 Hier kommt er: Diözesanbischof Dr. Friedhelm Hofmann mit dem Dekan

Schweinfurt, 31.10.2012. Seine Exzellenz ließ einige Minuten auf sich warten, aber „übervolle Straßen und Baustellen konnten mich nicht hindern, hierher zu kommen“, versicherte er hernach von der Kanzel - und dennoch blieb der Gottesdienst im 60-Minuten-Rahmen. Jedenfalls fand Diözesanbischof Dr. Friedhelm Hofmann aus Würzburg eine brechend volle St. Johannis-Kirche vor, so wie sie wohl nur an Heiligabend ausgelastet sein dürfte.

Der Bischofsauftritt war zwar keine Premiere. Schon Hofmanns Amtsvorgänger Paul-Werner Scheele soll zwei Mal in St. Johannis gepredigt haben, wie Insider anmerkten. Aber es war schon bemerkenswert, dass der Bischof spontan der persönlichen Einladung von Dekan Oliver Bruckmann gefolgt war, im traditionellen St. Johannis-Reformationsgottesdienst die Festpredigt zu halten. So bekundete der Dekan in seiner Begrüßung auch seine „große Freude und Ehre, ehrwürdiger Bischof, dass Sie ein Zeichen setzen, dass wir im Kern verbunden und gemeinsam unterwegs sind.“ Mit dem Ausdruck „Solus Christus“ („allein Christus“) erinnerte Bruckmann an das zentrale Anliegen der Reformation, nämlich Christus zu finden und sich auf ihn auszurichten: „Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Christus“ (1. Korinther 3,11). Dieser, abgebildet auf vielen Bildstöcken in der unterfränkischen Region, welche Fürstbischof Echter als Zeichen der Gegenreformation habe setzen lassen, sei doch derselbe, der uns überkonfessionell verbinde.

Am Anfang seiner mit Spannung erwarteten Predigt kam Bischof Hofmann kurz auf das Faktum der bis dato gespaltenen Christenheit zu sprechen: „Schuld, Unzulänglichkeit und Fehlverhalten unter Christen führten zur Trennung. Das müssen wir uns eingestehen. Vieles ist noch ungeklärt.“ Dann konzentrierte er sich auf sein Hauptthema „Liebe“: „Wo bleibt unsere Liebe?“ und verwies demgegenüber auf die Liebe Gottes und den Liebesaustausch in Gott selber. Dies habe Papst Benedikt XVI. klar in seiner Enzyklyka „Deus caritas est“ (2005) formuliert. Oder mit Augustinus gesprochen: ,,Wenn du die Liebe siehst, siehst du die Heiligste Dreifaltigkeit.’’ Diese innergöttliche Liebeskraft solle das Herz der Kirche verwandeln, wozu auch die Einheit im Glauben gehöre. „Die Welt soll durch die Einheit und Einigkeit der Christen zum Glauben kommen.“

Jesus habe seine Seligpreisungen der Bergpredigt (Matthäus 5,3-12) als Protest gegen eine verdorbene Gesellschaft verstanden, in der Hunger, Folter, Ungerechtigkeit usw. möglich seien, und sie gerade den im Leben zu kurz Gekommenen, sozusagen den kleinen Leuten, gewidmet. Letztlich gehe es in ihnen um das Zeugnis der Liebe. „Wir brauchen alle zusammen die Bereitschaft, uns an die Seite der Armen, der Unterdrückten und Trauernden zu stellen.“ Der Bischof forderte auf zur Akzeptanz der Gestrauchelten sowie zur Auf- und Annahme der Asylbewerber. „Haben wir genug Liebe, wenn sie ganz konkret unser Eingreifen verlangt? Das Gottesreich greift da, wo wir uns an die Bergpredigt halten.“ Jesus habe die Kunde von der Wirklichkeit der Liebe Gottes gebracht. Von daher warte die Welt auf unser Handeln. „Was hindert uns, ein zweiter Christus zu werden?“

Den kritischen Geistern unter den Kirchenbesuchern dürfte aufgefallen sein, dass Bischof Hofmann sowohl Luthers Namen als auch den Begriff „Reformation“ aussparte. Auch einen Hinweis auf die „Erklärung zur Rechtfertigungslehre“, über die seit 1999 ökumenischer Konsens herrscht, klammerte er aus, obwohl er – wie betont - Luthers Lehrmeister Augustinus zitierte.

Einige evangelische Besucher vermissten an diesem Feiertag ebenfalls den „Feste-Burg“-Choral, zumal ja mit diesem auf dem Einladungsplakat geworben worden war. Immerhin wurde mit „Nun freut euch, lieben Christen g’mein“ ein Lutherlied gesungen. Die Segnung der Gemeinde am Ende des Gottesdienstes überließ der Dekan dem Bischof – ein ökumenisches Zeichen und wohl zugleich Respekt vor dem Ranghöheren.

 

 

Neben Dekan Bruckmann und Bischof Hofmann: Lektorin Wiltrud Wößner u. der kath. Stadtdekan Reiner Fries

 Volles Haus: Vorweggenommener Heiligabend am Reformationstag?

 

 

Im Anschluss: Empfang in der Kirche mit dem Bischof irgendwo in der Menge

 Hier: Bischof Hofmann im Gespräch mit Otto G. Schäfer und Gattin

 

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Äußerlich nicht zu vermuten: die Evang.-methodistische Friedenskirche in der Nikolaus-Hofmann-Str.

 Vier Geistliche auf einer Kirchenbank (v.r.): Evang.-methodistischer Pastor Andreas Jahreiß, Dekan Oliver Bruckmann, Regionalbischof Christian Schmidt u. EmK-Bayern Präses Wolfgang Rieker

 

Von freundlicher Distanz zu versöhnter Verschiedenheit

25 Jahre Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft EKD - EmK

Schweinfurt, 28. Okt. 2012. Nur wenige wissen, dass sich die Evangelisch-methodistische Gemeinde und Friedenskirche (EmK) in einem unauffälligen Gebäude in der Nikolaus-Hofmann-Straße befindet. Sie bildet mit Würzburg eine Doppelgemeinde mit Andreas Jahreiß als gemeinsamem Pastor und zählt in Schweinfurt 65 Kirchenglieder. In Deutschland halten sich 55.000 Menschen zu dieser Freikirche, deren Gründung auf den anglikanischen Pfarrer John Wesley im 18. Jahrhundert zurückgeht. Weltweit hat sie 70 Millionen Mitglieder; in den USA bildet sie sogar die zweitgrößte protestantische Kirche.  

Mit dem biblischen Sprichwort „Es ist besser zu zweien als allein“ begrüßte Dekan Oliver Bruckmann die St. Johannis-Gemeinde. Er brachte seine große Freude darüber zum Ausdruck, einen ökumenischen Abendmahlsgottesdienst mit Schweinfurter Methodisten feiern zu können. Anlass war die seit nunmehr 25 Jahren bestehende „volle Kirchengemeinschaft“, das heißt Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft, zwischen den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der EmK - als Zeichen der Einheit und Versöhnung.

Der eigens zu dieser "Premiere" eingeladene Regionalbischof des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg Christian Schmidt legte seiner Festpredigt persönliche Erinnerungen an eine Tramper-Tour durch England 1975 zugrunde: wie er bei Methodisten in London Obdach, Essen und Geld erhielt, das „John Wesley-House“ besuchte und dort den von „heiligem Selbstbewusstsein“ nur so strotzenden Ausspruch des Gründervaters las: “The world is my parish“ (Die Welt ist mein Kirchspiel).

Aber nicht nur die anglikanische Kirche habe einst mit Wesley und dessen methodischem Studium der Heiligen Schrift nichts anfangen können, sondern auch die evangelische Kirche hätte bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts den Methodisten keine große Liebe entgegengebracht. Allenfalls freundlich-distanziert sei man dieser Freikirche begegnet, der das Image von Sonderlingen anhaftete. Andererseits habe die EMK ihrerseits kritisch die monopolartige Stellung der evangelisch-lutherischen Kirche hinterfragt.

Dieses vorurteilsbehaftete Nebeneinander sei kein gutes Zeugnis für die Christen und das Evangelium gewesen. „Aber der Heilige Geist der Einheit und Liebe weht bis heute“, führte Schmidt weiter aus. Nach mehr als 250 Jahren endete am 21. September 1987 die Kirchenspaltung mit einer gemeinsamen Vereinbarung und gemeinsamem Gottesdienst in der Nürnberger St. Lorenzkirche. Inzwischen sind die Methodisten auch Mitglied im Genfer Weltkirchenrat.

Zwar keine Methode, wohl aber eine klare Ordnung für das geistliche Leben müsse es geben, resümierte Schmidt und rief dazu auf, das „Beziehungsnetz“ weiter zu knüpfen. Beide Kirchen sollten noch mehr voneinander lernen, um in versöhnter Verschiedenheit das Reich Gottes auf dieser Welt präsent zu machen. Am liebsten wäre es dem Regionalbischof, käme die Einheit auch stärker organisatorisch zum Ausdruck.

Paritätisch wurden zumindest in diesem besonderen Gottesdienst Schriftlesungen und Gebete vorgetragen sowie die Einlagen hälftig geteilt. Sein Akzent lag jedoch nicht auf der Wortverkündigung, sondern auf der die Gemeinschaft betonenden, besonders tief empfundenen Abendmahlsfeier in einem großen Kreis um den Altar. Sie wurde vom methodistischen Ortspastor Andreas Jahreiß und dem Präses der evangelisch-methodistischen Kirche in Bayern Wolfgang Rieker gestaltet. Am Ende spendeten sie und die beiden evangelischen Geistlichen den Segen.

Nur die musikalische Ausgestaltung blieb ganz in evangelisch-lutherischer Hand. Aber der Evangelische Posaunenchor unter Leitung von Wolfhart Berger und KMD Christel Hüttner an der Orgel bildeten ebenso ein klangbrillantes Joint Venture.

 

 

Regionalbischof OKR Christian Schmidt erinnerte sich positive an seine erste Begegnung mit Methodisten in London

Spürbar vom Heiligen Geist durchströmter Raum und ein großer Kreis um den Altar beim Abendmahl

 

 

Gemeinsames Fürbittengebet der Würdenträger (v.l.): Pastor Jahreiß, Präses Rieker, Oberkirchenrat Schmidt und Dekan Bruckmann

Natürlich am Ende auch gemeinsames Shake hands und strahlende Gesichter am Kirchenportal: Dekan Bruckmann und Pastor Jahreiß

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Immer wieder ein einzigartiges Erlebnis für die Zuhörer

Der Dürerchor kommt immer gerne in die Kurstadt

Bad Kissingen, Sa., 13.10.2012 (klk). Gerne nehmen sie den weiten Weg von der Frankenmetropole Nürnberg nach Bad Kissingen in Kauf, um mit ihren schönen Stimmen die Zuhörer zu verzaubern. Bereits seit vier Jahren kommt der Chor des Nürnberger Dürer-Gymnasiums nach Bad Kissingen, um in der evangelischen Erlöserkirche ein Konzert zu geben. Und sie tun es gerne.
Der eine Grund mag sein, dass die musikalische Leiterin des Dürerchores, Caroline Di Rosa, aus Albertshausen stammt, im Jack-Steinberger-Gymnasium die Schulbank gedrückt und auch in der Erlöserkirche schon einige Konzerte, unter anderem als Blockflöten-Solistin, gegeben hat. Daher stammen sicher die guten Beziehungen zur evangelischen Kirchengemeinde.
Doch der springende Punkt ist sicher, dass es den jungen Sängern einfach riesigen Spaß macht, einmal vor einem Publikum zu singen, das man mit seinen gezeigten Leistungen auch begeistern kann. So auch diesmal wieder in der Erlöserkirche.
Mit einem sinnlichen Programm, das zum Träumen verleitete, bezauberten die 34 Sängerinnen und 17 Sänger mit mehrstimmigen, anspruchsvollen Chorsätzen und beeindruckenden Interpretationen. Von der fünften bis zur zwölften Klasse waren alle Jahrgangsstufen vertreten. Caroline Di Rosa ist eine engagierte Chorleiterin, welche die Schüler begeistern und mitreißen kann. Am Flügel stehend, begleitete die studierte, energiegeladene Vollblutmusikerin den Chor am Klavier, gab das Tempo und die Einsätze vor und hielt dazu noch Blickkontakt mit den Sängern. Dieses Engagement machte sich dementsprechend auch bezahlt, denn der Chor folgte hoch konzentriert und motiviert ihren Anweisungen.
Man merkte, dass es den Sängern Spaß macht, in diesem Chor zu singen, und dieses Auftreten beeindruckte neben den ausgezeichneten gesanglichen Leistungen auch die Zuhörer. Dabei reichte die Bandbreite der Gesangsliteratur von “We are the World“ von Michael Jackson über das romantische Lied „Bleib bei mir Herr“ von William H. Monk bis hin zu einem Medley “The Beatles in Revue“ mit 15 Beatles-Titeln. Aber auch Solisten bekamen Raum. So waren das „Mädchenlied“ op. 107 Nr. 5 von Johannes Brahms mit Natalie Peterek (Sopran) und Roxanne Hermann oder das „Ständchen D. 957 Nr. 4 (Schwanengesang) von Franz Schubert mit Lucas Schuon (Tenor) und Caroline Di Rosa (Klavier) weitere Höhepunkte des Konzertes.
Mit riesigem Applaus bedankten sich die Zuhörer für ein außergewöhnliches Konzert junger Stimmen. Der Dürerchor besteht aus 80 Schülern, von denen 51 in die Kurstadt kamen. Im Chor, der seit 2007 besteht, sind Schüler aus zehn Nationen vertreten, welche die Musik ideal verbindet.
(Text u. Fotos: Peter Klopf)

 

 

 Der Chor des Dürer-Gymnasiums Nürnberg unter der musikalischen Leitung von Caroline Di Rosa ist dank seiner außergewöhnlichen Leistungen und dem starken Interesse seitens des Publikums, ein gern gesehener Sympathieträger in der evangelischen Erlöserkirche.

 Lucas Schuon, am Klavier von Caroline Di Rosa begleitet, war einer der herausragenden Solisten des Nürnberger Dürerchores.

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Wertschätzung des Dekanates am Partnerschaftssonntag

Einführung von Pfarrerin Reinhild Schneider als Referentin bei MissionEineWelt

Pfrin. Reinhild Schneider (Foto: Jentsch)


Schweinfurt, 14. Okt. 2012. Mancher Gottesdienstbesucher mag sich zunächst gefragt haben, warum die Einführung von Pfarrerin Reinhild Schneider, die ihr Amt und Büro im Centrum MissionEineWelt in Neuendettelsau bei Ansbach hat, ausgerechnet in St. Johannis erfolgte. Sicher war der Hauptgrund der Brasiliensonntag, an dem alljährlich in allen Kirchen des evangelischen Dekanates Schweinfurt der Partnerschaft mit vier lutherischen Gemeinden in Rio samt der dortigen Sozialstation Bom Samaritano gedacht und für sie kollektiert wird – in diesem Jahr zum 25. Mal!

So betonte Dekan Oliver Bruckmann in seiner Begrüßung die daraus resultierende enge Zusammenarbeit mit Pfarrerin Schneider. Denn sie leitet seit Juli 2012 das Referat „Partnerschaft und Gemeinde“ und ist zuständig für die Beziehungen der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Bayern zu weltweit insgesamt 22 Partnerkirchen, vor allem in Papua-Neuguinea, Ostasien, Afrika und Lateinamerika. Die gebürtige Mittelfränkin, die zunächst Vikarin in Haßfurt und danach Pfarrerin in Marktleuthen im Fichtelgebirge war, wirkte in den letzten 15 Jahren im Kongo, wo sie christliche Bildungsarbeit leistete und somit für ihre neue Tätigkeit einen reichen Erfahrungsschatz sammeln konnte.

Mit der Feier in St. Johannis sollte aber auch ein Zeichen der Wertschätzung des Dekanates Schweinfurt gesetzt werden. Denn nach Rückkehr der brasilianischen Austauschpfarrerin Dr. Tais Kind Strelow in ihre Heimat 2011 hatte sich der Dekan - leider vergeblich - wieder um einen oder eine Geistliche aus Übersee für den Einsatz in hiesigen Gemeinden bemüht.

Der Leiter des Centrum MissionEineWelt, Pfarrer Peter Weigand, nahm persönlich die Einführungshandlung vor. Bewusst adressierte er sämtliche Anwesenden mit „liebe Missionarinnen und Missionare“, denn  alle Christen stünden in der Mission Gottes, hätten demnach Zeugnis ihres Glaubens abzulegen, die Welt mit zu gestalten und sich miteinander auf den Weg zu machen: „Die Welt erwartet sogar unseren Beitrag.“ Pfarrerin Schneider übernehme ein spezielles Amt, nämlich „Scharnier“ zu sein zu den Gemeinden hierzulande wie zu den Mitarbeitenden in Mission und Partnerschaft. Sie bringe die Sache Gottes in unserer Landeskirche unter die Leute.

Ihrer Antrittspredigt legte Pfarrerin Schneider Worte aus dem Jakobusbrief über den fürsorglichen Umgang mit Kranken zugrunde („Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl“; Jak 5.14). Leider sei typisch europäisch die Sorge um sich selber. Ja niemandem zur Last fallen! Und Hilfe nur, wenn es gar nicht mehr gehe. Schneider fragte direkt: „Wann wurden Sie als Kirchenvorsteher denn das letzte Mal zum Beten an ein Krankenbett gerufen?“

Hingegen habe sie in Gottesdiensten in Afrika erlebt, dass die Kranken der Gemeinde namentlich verlesen wurden, damit man sie anschließend daheim besuchte, mit ihnen sang und betete, aber ihnen auch ganz praktisch Geld oder Medikamente mitbrachte: einander tragen in Gebet und Tat, das ganze Leben teilen – inklusive Mühen und Leid. „Zeichen der Nähe sind wichtig.“ Vor allem die Geste der Krankensalbung stelle „eine berührende Erfahrung“ dar und lasse Gottes Gegenwart spüren. Schneider ermutigte zu gegenseitigem Nehmen und Geben, um einander Tür, Mund, Hände, Füße zu sein. „Leben wir für eine neue Welt, die bereits in Christus angefangen hat!“

Festlich ausgestaltet wurde der Gottesdienst sowohl mit Orgelmusik durch KMD Andrea Balzer als auch mit Liedern des afrikanischen Gospelchors „Les Ambassadeurs pour Christ“ aus Mittelfranken und südamerikanischen Weisen der hiesigen Panflötengruppe Pankara Siku unter Leitung von Juan Osorio.

Zu den Grußworten beim anschließenden Empfang zählte das der Dekanatsbeauftragten für Partnerschaft, Mission und Entwicklung Renate Käser, die der neuen Referentin wegen deren „Schlüsselposition“ einen Schlüsselanhänger mit einem Herzen überreichte und ihr drei „Ls“ wünschte: Lebendigkeit, Leichtigkeit, Leidenschaft. Am Ende bedankte sich Pfarrerin Schneider für den Gottesdienst und alle ihr überbrachten Wünsche. Sie habe eine „warme Kirche“ vorgefunden - offenbar in des Wortes doppelter Bedeutung.

 

 

Nach dem Einzug (v.l.): Pfr. Peter Weigand (Centrum MissionEineWelt), Pfrin. Reinhild Schneider, Dekan Oliver Bruckmann u. Christian Maurischat (KV St. Johannis) als Lektor 

Segnung der Pfarrerin für ihren neuen Dienst 

 

 

Panflötenensemble Pankara Siku, Leitung: Juan Osorio (vorn)

Pfr. Peter Weigand bedankte sich bei Dekan Bruckmann für die Ausrichtung der Festlichkeit

 

 

Laudatio seitens Renate Käser

 Apropos Brasilienpartnerschaft: Dekanatsmissionspfrin. Christhild Grafe (r.) erinnerte die Neue daran


 

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Walfisch ohne Fontäne?

Richtfest für evangelisches Gemeindehaus in Oberndorf


Schweinfurt, 27. September 2011. Ist auch eine Fontäne vorgesehen? Eine berechtigte Frage, die Pfarrerin Christhild Grafe von der Kreuzkirche in Schweinfurt-Oberndorf inzwischen von ihren Gemeindegliedern gestellt bekam. Denn das Gemeindehaus, dessen Rohbau und Dachstuhl nun nach nur eineinhalb Monaten fertig gestellt sind, hat äußerlich die Form eines Fisches, des ältesten christlichen Symbols. Und „ein Wal muss doch atmen“, weiß auch die Pfarrerin, die die „tatkräftigen Handwerker“ lobte und Gott mit dem Psalmwort pries: „Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen“ (Ps 127,1).

Erst am 6. August dieses Jahres hatte der Spatenstich mit Dekan Oliver Bruckmann stattgefunden (s. Presseschau vom 7. Aug.). Jetzt feierte man bereits das Richtfest, zu dem neben dem Dekan Kirchenvorstands- und viele Gemeindeglieder gekommen waren. Nachdem die Kinder vom evangelischen Kindergarten ihr ermutigendes „Komm, bau ein Haus, das uns beschützt“ gesungen hatten, sprach ein Zimmermann auf dem Dach den Richtspruch mit dem Segenswunsch, dass „des Glückes Sonne wärmend scheinen“ möge. Anschließend rief er je ein dreifaches Hoch auf den Bauherrn – die Firma M. Siebenson (Schweinfurt) -, den Architekten Reinhold Jäcklein (Volkach) und die Gesellen aus und wünschte allen, die in diesem Gebäude ein- und ausgehen werden, Gesundheit und Zufriedenheit. Dann zerbrach er traditionell das dazu erhobene Weinglas.

Schweinfurts dritte Bürgermeisterin Kathi Petersen überbrachte die Grüße der Stadt und zitierte ihrerseits ein Bibelwort: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft und der Liebe“ (2. Timotheus 1,7). Von Verzagtheit könne im Blick auf die Kreuzkirchengemeinde wohl kaum die Rede sein. Denn diese habe schon vor zehn Jahren mutig ihr zu großes und unpraktisches Gemeindehaus an der Ernst-Sachs-Straße verkauft, um jetzt endlich ein neues zu bauen. Petersen sprach sogar von einem „Evangelischen Zentrum Oberndorf“, zumal der Kindergarten genau gegenüber und die Kirche in unmittelbarer Nähe liege. Die Besichtigung des Rohbaus und ein zünftiger Richtschmaus, zu dem KV-Vertrauensmann Alfred Kritzner einlud, rundeten die kleine Feier ab. Das Haus dürfte erwartungsgemäß im Frühjahr 2013 seiner Bestimmung übergeben werden.
Vielleicht fällt ja dem Architekten doch noch eine Fontänen-Variante, etwa ein Wasserspiel oder ein kleiner Brunnen im Eingangsbereich, ein.

 

 

 Der Fisch nimmt Form an: Der Gemeindehaus-Rohbau steht

Kein Richtfest ohne Richtbaum und Richtspruch

 

 

 Einziger musikalischer Beitrag: das Lied der Kindergartenkinder

Auch Pfrin. Christhild Grafe fand den richtigen Ton. Hinter ihr: Wolfgang Siebenson von Schweinfurts ältestem und traditionsreichstem Bauunternehmen M. Siebenson

 

 

 Nur Bürgermeisterin Kathie Petersen sprach diesmal offiziell; hier zusammen mit Dekan Oliver Bruckmann

 Smalltalk beim Richtschmaus: Pfrin. Grafe und ihr Mann Osorio (r.) mit dem Architekten Reinhold Jäcklein (Mitte)


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Eindrucksvolle Erinnerungskultur

Erstmals gestalten Jugendliche Gedenken an Zwangsarbeiter

 

 

Pfr. Martin Schewe und Pfr. Manfred Herbert mit Gitarre am Gedenkort

 Eine Konfirmandengruppe mit selbst verfassten Texten

 

 

 Pfrin. Christhild Grafe bespricht mit Pfr. Schewe letzte Feinheiten

Pfrin. Eva Loos und Pfr. Schewe tragen gemeinsam das Stuttgarter Schuldbekenntnis vor.


Schweinfurt-Oberndorf, 24. Sept. 2012. Rund 50 Personen, mehrheitlich Jugendliche und ihre Eltern sowie Mitglieder der „Initiative gegen das Vergessen“, kamen an einem Montagnachmittag an der von drei jungen Linden flankierten Sandsteinbank inmitten einer Wiese am Mainufer zusammen. Genau vor einem Jahr war dieser Gedenkort des Künstlers herman de vries der Öffentlichkeit übergeben worden. Er markiert den Standort der ehemaligen Baracken für über 10000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus den von den Deutschen besetzten Gebieten, die in den Jahren 1941-1945 vor allem in den Schweinfurter Kugellager-Rüstungsbetrieben nebenan arbeiten mussten.

„Wir schreiben heute irgendwie Geschichte“, betonte Pfarrer Martin Schewe (Schweinfurt-Christuskirche) in seiner Begrüßung, denn mit einer gottesdienstlichen Begehung an diesem Platz wolle man nun in jedem Jahr die Erinnerung an das Unrecht im Dritten Reich wach halten: „Erinnerungskultur soll gestiftet werden.“ Auch gelte es, Schuld zu bekennen um der Menschenwürde willen und Geschichte wahrzunehmen als Teil der eigenen Biographie. Zusammen mit seinen Schweinfurter Kollegen Pfarrerin Christhild Grafe (Kreuzkirche),  Pfarrerin Eva Loos (Dreieinigkeitskirche) und Pfarrer Manfred Herbert (Gustav-Adolf-Kirche) samt ihren vier Konfirmandengruppen gestaltete er als Koordinator die erste geistliche Feierstunde. 

Zunächst gaben die  Jugendlichen Antworten auf die Frage „Was finde ich besonders gut?“: „Freunde, Familie, Handy, Essen, Computer, Geld, Katze“. Sodann zählten sie schlimme Dinge auf, worauf sie liebend gern verzichten würden: „Krieg, Verlust der Eltern, Alleinsein“ – all das, was jedoch den Inhaftierten damals widerfahren ist.

Pfrin. Grafe las einige bewegende Deportiertenschicksale vor, Berichte vom Leben im Lager: zum Beispiel dass sich 18 Mädchen eine Barackenstube teilen mussten und jede nur täglich 200 Gramm Brot, dünne Suppe und ungezuckerten Tee bekam; wie ihre Fabrik von den Alliierten bombardiert wurde und sie über den Stacheldrahtzaun flüchten mussten.

Pfrin. Loos zitierte die Bibelstelle Jesaja 58: Schon damals habe der Prophet Verletzungen von Menschenwürde gegeißelt und dazu aufgerufen, Hungrigen Brot zu geben, Bedürftigen ein Obdach und Nackte zu kleiden.

In seiner Ansprache ging Pfr. Schewe auf die heftigen Reaktionen im Vorfeld dieses Gottesdienstes ein. Würde er nicht dadurch das Leiden der Schweinfurter Bevölkerung während des Krieges relativieren? Und dürfte dies überhaupt ein Thema im Konfirmandenunterricht sein? Schewe: „Schon die Jugendlichen müssen um die Zerbrechlichkeit der Menschenwürde wissen.“ Überhaupt sollten wir alle den Mut haben, unsere Stimme zu erheben um der Menschenwürde willen. Dazu verwies er auf den in die Steinbank eingravierten Satz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Pfr. Schewe kam aber auch auf Hilfen für die Zwangarbeiter zu sprechen: wie Menschen unter größter Gefahr den „Fremdlingen“ Essen zugesteckt hätten, so dass es selbst in einem Terrorregime immer wieder auch so etwas wie Menschlichkeit gegeben habe.

Anschließend sprachen alle das Stuttgarter Schuldbekenntnis vom Oktober 1945 mit der Kernaussage: „Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.“ Pfr. Herbert begleitete auf seiner Gitarre dem Anlass entsprechende Lieder wie „In Ängsten die einen und die anderen leben“. Fürbittengebet, gemeinsames Vaterunser und der Segen rahmten die Gedenkstunde. Eindrucksvoll verlieh sie der Erinnerung Namen und ein immerwährendes Gedächtnis.

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Der Pfarrer als Suchhelfer – die Gemeinde als Lastenträger

Einführung von Pfr. Christian von Rotenhan auf St. Lukas II

 

 

Angesichts solch strahlenden Blaus konnte es eigentlich nur ein gelungener Festtag auf Gut Deutschhof werden

 Pfarrer Christian Freiherr von Rotenhan - der neue Gutsherr

Schweinfurt-St. Lukas/Gut Deutschhof, 16. Sept. 2012. Innerhalb von genau drei Monaten Abschied und Neubeginn in einer Kirchengemeinde feiern zu können, ist eher die Ausnahme von der Regel - und dies erst recht, wenn der Nachfolger schon seit zehn Jahren dort arbeitet. Von daher stimmte der Willkommensgruß der Kinder aus der Kita Gut Deutschhof nicht ganz: „Einfach Spitze, dass du da bist“.
Aber der Reihe nach: Am 17. Juni 2012 fand im Gut Deutschhof die Verabschiedung von Pfarrerin Gisela Bruckmann statt (s. Archiv 2012/I, Nr. 2), und damit begann die (kurze) Vakanz der II. Pfarrstelle von Schweinfurt-St. Lukas. Nun wurde am 16. September Pfarrer Christian von Rotenhan, seit einem Jahrzehnt mit seiner Frau Christiana Stellenteiler von St. Lukas I, als „ganzer“ Pfarrer in Bruckmanns Nachfolge eingeführt. Folglich sind – bereits mit Wirkung vom 1. September - Freiherr und Freifrau von Rotenhan jetzt allein für fast 4000 Gemeindeglieder zuständig.
Dekan Oliver Bruckmann wies denn auch in seiner Ansprache im Festgottesdienst darauf hin, dass dies für beide mehr Einsatz und Verantwortung bedeute. Den Wochenspruch „Alle eure Sorge werfet auf ihn, denn er sorgt für euch“ (1. Petr 5,7) aufgreifend, betonte der Dekan, dass Jesus um Gottvertrauen werbe, welches wir mit unserer Betriebsamkeit und Sorge nicht zudecken sollten. Ein Pfarrer könne dabei ein „Suchhelfer“ sein „und Vertrauensarbeit leisten, damit wir Gott im Leben entdecken.“ Anschließend sprach er dem neuen alten Geistlichen für seinen Dienst den Segen Gottes zu.
Pfr. von Rotenhan begann seine Predigt mit der Frage: „Wie lebt denn ein Christenmensch?“ Diese Frage gelte es jeden Tag neu zu stellen, und ihre Antwort müsse von Generation zu Generation neu gesucht und gefunden werden. Als Hilfestellung zitierte er die Paulusworte „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ und „Einer trage des anderen Last“ (Gal 5,1; 6,2), d.h., wir tragen Verantwortung für das, was uns durch Christus geschenkt ist. So sei es unsere Aufgabe, Gottes Segen denen zuzusprechen, die ihn brauchen, wobei wir aber andere nicht dazu zwingen dürften. Denn dies sei der Preis unserer christlichen Freiheit. Außerdem erfordere Lastentragen viel Mut und könne durchaus wehtun, wenn wir uns für andere zum Esel oder Sklaven machten. Die Tragfähigkeit der Brücke der Liebe zueinander werde somit immer wieder auf die Probe gestellt; alle Widerlager der Brücke müssten an der richtigen Stelle sein. 
Von Rotenhans Schlussappell: Da die guten Früchte nicht von selbst wachsen würden, brauche es noch „Lastenträger“, die „das Gutsein zu einer Lebensart machen“. „Es müssen sich deshalb immer Menschen finden, die bereit sind, sich dafür zum Esel zu machen.“
Günter Nürnberger an der Orgel und Barbara Finzel mit ihrer Querflöte begleiteten dezent die Feierstunde, in der auch das Heilige Abendmahl gefeiert wurde.
Den Grußwortreigen im Gemeindesaal eröffnete Schweinfurts III. Bürgermeisterin Kathi Petersen, die die Glückwünsche seitens der Stadt und der kirchlichen Mitarbeitenden überbrachte. Bezug nehmend auf das Voltaire-Wort: „Alles wird gut. Das ist unsere Hoffnung. Heute ist alles gut, das ist unsere Illusion“ wünschte Petersen dem Pfarrer sehr viel Hoffnung, vor allem tatkräftigen Einsatz in der Kirchengemeinde wie im Stadtteil Deutschhof. Von Rotenhans katholischer Kollege der Nachbarpfarrereien St. Peter und Paul / Maximilian Kolbe Pfr. Frank Sommerhoff trug die Satire von der hochfliegenden gemeindlichen Erwartung eines idealen Pfarrers vor – mit der Pointe: „Der ideale Pfarrer wohnt immer in der Nachbargemeinde.“ Heike Gröner, Vorsitzende des Schweinfurter Frauenbundes, dankte schon im vorhinein weiterhin für die unproblematische Nutzung der Räumlichkeiten, und Waldemar Schulz, KV-Mitglied und Mesner, artikulierte seine Hoffnung auf gute Predigten und die Erwartung, „dass wir gut miteinander auskommen.“
Das letzte Wort hatte der „Neue“: Er wolle die Gemeinde am Deutschhof weiter ausbauen, versprach er, und sei deshalb für lebendige Impulse aus der Gemeinde offen.

 

 

Damenriege beim Einzug (v.l.): Pfrin. Susanne Rosa, Vikarin Daniela Schmid u. Pfrin. Angela Weigel

 Pfarrerin Christiana Freifrau von Rotenhan übernahm die Liturgie

 

 

 Segnung des Pfarrers durch den Dekan und AssistentInnen

 Mit ersten Geschenken bepackt beim Auszug

 

 

 Bürgermeisterin Kathi Petersen mit Krankenhauspfrin. Susanne Rosa

Voller Gemeindesaal - man lauscht gerade den Worten der stellvertretenden KV-Vertrauensfrau Clarissa Hannig

 

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Konfirmanden gestalten Andacht am Gedenkort

 

 Zur Vorbereitung auf ihre Aufgabe führte Klaus Hofmann die jungen Konfirmanden entlang des Lagerwegs am Main

Schweinfurt. Zur steten Erinnerung an die über 10 000 Frauen und Männer, die während der Nazi-Diktatur auch in Schweinfurt zur Arbeit gezwungen wurden, ist auf dem früheren Lagergelände Mittlere Weiden am Main ein Gedenkort errichtet worden. Am Jahrestag, am 24. September, wird es eine Andacht geben, die aus dem üblichen Rahmen fällt: Sie wird von Konfirmanden von vier evangelischen Gemeinden gestaltet.
 
Wie beim Gedenkort (beim Leopoldina) für die kurz vor Kriegsende ermordete polnische Zwangsarbeiterin Zofia Malczyk – die Patenschaft mit jährlicher Feierstunde im März hat das Bayernkolleg inne – wünschte sich die „Initiative gegen das Vergessen“ für den vom Künstler herman de vries gestalteten Ort im Maintal erneut eine solche junge Patenschaft. Dekan Oliver Bruckmann signalisierte früh die Mitwirkung der evangelischen Kirche. Künftig soll der jeweilige Konfirmandenjahrgang die Andacht thematisch gestalten.
 
Noch vor den Sommerferien gingen die 30 jungen Leute im Beisein der Pfarrer und Bruckmanns entlang des Lagerwegs, dessen Endpunkt der Gedenkort ist. Die Erläuterungen gab Initiativensprecher Klaus Hofmann, der die Übernahme der nun zweiten Patenschaft mit jungen Leuten vor allem wegen der Nachhaltigkeit für wichtig hält.
 
Martin Schewe ist so eine Art Koordinator des einmaligen Projekts. Das Stuttgarter Schuldbekenntnis, das die Dekane Bruckmann und Rainer Fries für die katholische Seite vor Jahresfrist verlesen haben, nannte der Pfarrer der Christurkirche den roten Faden auch künftiger Andachten. Mit der Schulderklärung bekannte die nach dem Weltkrieg neu gebildete Evangelische Kirche Deutschlands erstmals eine Mitschuld an den Verbrechen des Nazis.
 
„Wir sehen es als eine unserer Aufgaben an, Orte zu zeigen, die mit unserer Geschichte zu tun haben“, sagt Schewe. Die jungen Christen beschäftigen sich derzeit in ihren Gemeinden unter Anleitung der Pfarrer Christhild Grafe (Kreuzkirche), Manfred Herbert (Gustav Adolf), Eva Loos (Dreieinigkeit) und Martin Schewe (Christuskirche) mit von der Initiative zur Verfügung gestellten Autobiografien etlicher Zwangsarbeiter. Darunter solche, die auch erst 14 und 15 Jahre alt waren, als sie verschleppt wurden. Die Konfirmanden stellen die Schicksale der jungen Zwangsarbeiter ihrem Leben gegenüber, in dem Würde und Handlungsfreiheiten normal seien, erläutert Schewe. Er erinnerte an die Aufschrift am Gedenkstein – die Würde des Menschen ist unantastbar. Danach sei damals nicht gehandelt worden. Insofern sei ein wichtiges Projekt „gegen das Vergessen“ in den Händen junger Leute.
 
Schewe räumt ein, dass er dem Ergebnis mit Spannung entgegensieht, zumal die Konfirmanden bunt gemischt sind, aus allen Schularten kommen, viele aus Aussiedlerfamilien stammen. Ihre Eltern und Vorfahren „haben diesen Teil der Geschichte anders erlebt, die jungen Leute kommen an die Wurzeln ihrer eigenen Biografie“, beschreibt Schewe die Besonderheit.
 
Die Andacht ist am 24. September um 17 Uhr. [...]

(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 5.9.2012, Text: Hannes Helferich, Foto: Bergler)

 

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Kurkantor leidet und begeistert

Kurkantor Wolfgang Zschocke verzauberte in der Erlöserkirche

Bad Kissingen, August 2012. Es gehört schon zur Tradition der Erlöserkirche, dass der August den Kurkantoren vorbehalten ist. Die Kirchengemeinde schreibt das Amt aus, und Organisten aus ganz Deutschland können sich hierfür bewerben, um in der Kurstadt nebenbei ihren Urlaub zu verbringen. Neben der Vertretung von Kantor Jörg Wöltche gehört zu ihren Aufgaben, vier Orgelkonzerte zu geben.
Mit Wolfgang Zschocke aus Meppen (Emsland) setzte sich wieder ein renommierter Organist hinter das Manual der Steinmeyer-Orgel, um die Zuhörer in die höchsten Gefilde der Orgelmusik zu entführen. Wolfgang Zschocke wurde 1940 in Chemnitz  geboren. Seine Ausbildung umfasste neben der pfarramtlichen Verwaltungsprüfung in Chemnitz und dem Diakonen-Examen in Moritzburg bei Dresden auch das hauptamtliche Kirchenmusiker-Studium an der Dresdener Kirchenmusik-Hochschule. Unter anderem war er an der Stadtkirche Zschopau/Erzgebirge als Kantor, Organist und Katechismuslehrer tätig. 1974 übersiedelte er in den Westen. Als Lehrer am Gymnasium, als Chorleiter diverser Chöre und natürlich als Kantor und Organist tätig, hatte er alle Bereiche kleiner und großer Kirchenmusikarbeit kennen gelernt. Im Ruhestand arbeitet er aber in der Kreisstadt Meppen als „Dauervertreter“ in der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde „Bethlehem“ als Organist und nun in Bad Kissingen weiter.
Mit einer erfrischen Spielfreude und Leichtigkeit entlockte er beim jetzigen Konzert der „Königin der Instrumente“ atemberaubende Klangwelten. Man musste nur die Augen schließen und sich von der Musik treiben lassen. Zschocke spannte dabei den Bogen vom Frühbarock und Barock bis hin zu eigenen Kompositionen. Mit einer exquisiten Registrierung und beneidenswerter Fingerfertigkeit interpretierte er in einzigartiger Weise gefällige Orgelliteratur zum Träumen. Ob Josef Gabriel Rheinbergers „Trio g-Moll“, Georg Friedrich Händels „Orgelkonzert B-Dur“ (Op. 4, Nr. 6)oder Johann Sebastian Bachs „Toccata“ BWV 565 - immer traf er den richtigen Ton, um die Zuhörer zu bezaubern.
Dies ist umso mehr beachtlich, als in der Erlöserkirche tropische Temperaturen herrschten. Dennoch merkte man dem Organisten während des Spieles nicht an, unter welchen widrigen Bedingungen er ein grandioses Konzert ablieferte. Zufrieden konnte er daher schweißgebadet am Ende des Konzertes den begeisterten Applaus des verzückten Publikums entgegennehmen. Dass auch seine Ehefrau Roswitha Zschocke einen herrlichen Sopran besaß, zeigte sich, als sie mit „O hätt’ ich Jubal’s Harf’ und Mirjams süßen Ton“ aus "Josua" von Georg Friedrich Händel brillierte. Stimmlich bezaubernd intonierte sie das sehr anspruchsvolle Lied, von ihrem Mann begleitet. Alles in allem ein Konzert, das Herz und Sinne berauschte. Das letzte Konzert findet am Montag, 3. Sept., um 19.30 Uhr wieder in der Erlöserkirche satt. Man darf also gespannt sein.

Text und Foto: Peter Klopf

 

 Kurkantor Wolfgang Zschocke ist nicht nur ein charmanter Zeitgenosse, sondern auch ein ausgezeichneter Orgelvirtuose

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Seelsorger zum Segnen gesucht

Gespräch mit Chefärztin Dr. Susanne Röder

- Palliativstation am Krankenhaus St. Josef

 

 

Fotosymbolik vor dem Dekanat: 

Dr. Röder und Dekan Bruckmann unter dem Weinstock Christus?

Schweinfurt, 17. Juli 2012. „Palliativmedizin ist ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Familien, die mit den Problemen konfrontiert sind, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen.“ So definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Profession von Chefärztin Dr. Susanne Röder.
Nachdem die evangelische Krankenhausseelsorge-Konferenz auf ihrer Palliativ-Station im Akutkrankenhaus St. Josef getagt hatte und damit die erste intensivere Kontaktaufnahme erfolgt war, traf sich Frau Dr. Röder nun zu einem persönlichen Gespräch mit Dekan Oliver Bruckmann in dessen Büro.
Zunächst stellte sie sich und ihre Einrichtung vor: zehn Betten, zwei Wohnzimmer, ein Andachtsraum, ein Abschiedsraum – also ein überschaubarer, persönlich-familiär geprägter Bereich, der so etwas wie Geborgenheit vermitteln wolle. Zusammen mit ihrer Stellvertreterin Dr. med. Ulrike Schmier, Fachärztin für Anästhesie, und 25 MitarbeiterInnen betreut sie dort ihre Patienten und deren Angehörige, die entweder mit im Krankenzimmer oder in einem separaten Appartement untergebracht sind. Im Durchschnitt beträgt die Aufenthaltsdauer zehn Tage. Danach werden die Patienten wieder temporär nach Hause entlassen oder in ein Pflegeheim bzw. Hospiz überstellt.
Dr. Röder legt großen Wert auf die Unterscheidung zwischen Hospiz-Pflege und Palliativ-Care. Zwar gehe es in beiden Einrichtungen um Menschen mit nur noch begrenzter Lebenserwartung, doch sei das Hospiz eine Pflegeeinrichtung, in der Schwerstkranke mit absehbarem Lebensende, etwa noch ein halbes oder auch ein ganzes Jahr, stationär betreut würden. Hingegen handele es sich bei der Palliativ-Versorgung um eine Sonderform der Krankenhaus-Behandlung. Primär würden hier Leiden therapiert. „Vor allem Atemnot, Schmerzen, Übelkeit, Schlaflosigkeit und Angst gilt es zu lindern“, erklärte Dr. Röder. „Viele haben keine Angst vor dem Tod, aber vor den Qualen des Sterbens.“ So wird palliativ, „lindernd“, gehandelt, wörtlich aus dem Lateinischen übersetzt: „mit dem Mantel umhüllt“.
Im Blick auf die Angehörigen ist Aufklärung über den richtigen Umgang mit ihren Kranken und nicht zuletzt auch Trostspenden wichtig. Für diese ist, wie eben für die meisten Menschen, der Tod bis dato ein Tabuthema gewesen.
Schon gar nicht mag deshalb die Chefärztin den Ausdruck „Sterbeklinik“ hören. Zwar würden auch Menschen auf ihrer Station sterben, doch stehe die Vermittlung von Lebensqualität für die letzte irdische Etappe im Fokus. „Nicht dem Leben mehr Tage geben, sondern den Tagen mehr Leben“, lautet ihr Motto, das einst Cicely Saunders, die Initiatorin der weltweiten Hospizbewegung und Palliativmedizin, prägte und das Dr. Röder in vielen Vorträgen landauf landab zitiert.
Darum bewertet sie Seelsorge und damit die Rolle des Seelsorgers überaus hoch, zumal Palliativ-Medizin einen ganzheitlichen Ansatz verfolge: physisch, psychisch, pflegerisch, sozial und eben auch seelsorgerlich. Sie würde es sehr begrüßen, wenn – analog zur katholischen Präsenz – auch von evangelischer Seite ein regelmäßiger, wöchentlicher Besuchsdienst auf ihrer Station etabliert würde, zumindest ein kirchlicher Ansprechpartner mit verbindlicher pfarramtlicher Rufbereitschaft bereit stünde. „Die Präsenz der Kirche ist ausdrücklich erwünscht“, betont sie mehrfach. „Schön wäre es, wenn ein Pfarrer oder eine Pfarrerin zum Segnen kommen könnte.“ Sie betet auch des Öfteren mit Patienten und versucht ihnen Kraft und Gelassenheit zu vermitteln. Ohne eigenen festen Glauben, gibt sie ehrlich zu, würde sie diese Arbeit nicht machen können.
Und wie „verkraftet“ sie überhaupt ihren Dienst? In gewissen Abständen wird auf ihrer Station ein sog. Abschiedsritual praktiziert - mit brennenden Kerzen in einer Schale im Gedenken an die im Haus Verstorbenen. Sie selbst muss sich regelmäßig einem externen Supervising unterziehen. Ja, vielleicht sieht auch mancher sie privatissime entspannt Fahrrad fahren. Jedenfalls lebt sie ihre Tage bewusst und achtsam im Wissen darum, dass jeder der letzte sein könnte.
Die wenigen Plätze auf ihrer Station sind meist voll belegt. Weitere Palliativeinrichtungen im Umkreis Schweinfurts gibt es in Würzburg, Bamberg, Coburg und Bad Neustadt.
Gewisse Sorgen bereitet Dr. Röder jedoch die bevorstehende Umstellung auf das DRG-Klassifikationssystem ab August 2012. Mittels dieses fallbezogenen Systems werden die an Patienten erbrachten Leistungen anhand registrierter Haupt- und Nebendiagnosen mit den Kostenträgern abgerechnet. Freilich dürften Wirtschaftsdenken und Bürokratismus nicht zum Nachteil medizinisch-ethischer Kompetenz und menschlicher Zuwendung gereichen.
Abschließend sicherte der Dekan der Chefärztin zu, schnellstmöglich für die evangelische Seelsorge in ihrem Hause Sorge zu tragen.

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Dank für die kluge Kindergartenleiterin

Brigitte Grimm nach 29 Jahren verabschiedet

 

Schweinfurt, 15. Juli 2012. "Wir feiern heut' ein Fest ... Herein, herein, wir laden alle ein", sangen die Kindergartenkinder. Angesichts der gut besetzten Gustav-Adolf-Kirche scheute Pfr. Manfred Herbert den Vergleich mit dem Weihnachtsgottesdienst nicht. Neben dem Dank gelte es aber auch Trauer und Wehmut zuzulassen, betonte er in seiner Begrüßung. Denn Anlass für den Festgottesdienst war die Verabschiedung von Brigitte Grimm: 29 Jahre leitete sie den Gustav-Adolf-Kindergarten. Davor hatte sie elf Jahre im Jugendamt der Stadt Schweinfurt gearbeitet. Also galt es ihr insgesamt 40-jähriges Wirken im öffentlichen Dienst zu feiern.

Pfr. Herbert würdigte Frau Grimm als "kluge Leiterin". In ihrer oft mühevollen Integrationsarbeit mit Kindern und Eltern unterschiedlicher Sprachen, Kulturen, Sitten und Gebräuche habe sie viele Früchte gebracht. "Unser Kindergarten ist ein bunter Frühlingsstrauß des prallen Lebens." Herberts Predigt nahm Bezug auf eine von Kindern auf Stoff gemalte riesengroße Kastanie, wie sie im Hof des Kindergartens steht: Ihre vier Wurzeln stellten das Judentum, Christentum, den Islam und die Aufklärung in Gestalt moderner Technik dar. Daraus speise sich die moderne europäische Zivilisation - auch in Schweinfurt. "Der Dialog muss fließen". Der Kindergarten biete vielen Kindern und Eltern ein Zuhause, was die Vögel und Schmetterlinge im Baum symolisierten. Frau Grimm habe den Dialog sowohl nach innen wie nach außen gepfegt. Der Pfarrer erinnerte sich dabei an die wöchentlichen, "reichhaltigen Dienstbesprechungen" mit ihr als einer "psychologisch empathischen und sachlich kompetenten Partnerin". Nach außen habe sie engen Kontakt zu den städtischen Behörden gepflegt und neue Projekte angestoßen, zum Beispiel den interkulturellen Eltern-Kind-Treff, den dann die Diplom-Sozialpädagogin Monika Hofmann leitete. Ihre letzte Vision, den Kindergarten zu einem Familienzentrum für verschiedene Generationen auszubauen, sei auf bestem Wege der Realisierung. Unter Applaus überreichte er ihr anschließend eine Dankesurkunde "für die mit Leidenschaft verbundene Arbeit. Sie haben sich reichlich verdient gemacht."

In ihren Dankesworten resümierte Frau Grimm noch einmal ihre Kindergarten-Pädagogik: "Wir müssen jedes Kind als eigene Persönlichkeit betrachten und vor allem Zeit für Kinder investieren." Und auf sich selbst bezog sie den klugen Rat Friedrich Rückerts: "Füge Dich der Zeit, erfülle Deinen Platz und räum ihn auch getrost: Es fehlt nicht an Ersatz." Nun freue sie sich auf die passive Phase der Altersteilzeit, sprich den Vorruhestand. Ihre Nachfolgerin wird die langjährige Mitarbeiterin und Erzieherin Natalie Leirich.

 

 

 Fast wie an Weihnachten: Gustav-Adolf war gut bestückt

 Gespannt sah Frau Grimm (links) den Aufführungen ihres Kindergartens zu

 

 

 Pfr. Manfred Herbert legte das Kastanien-Gemälde aus

Ehrung mit Dankesurkunde und Blumen, überreicht von Vertrauensfrau Lydia Baumgartner

Auch an Grußworten fehlte es an diesem Tag nicht: Kathi Petersen, Dritte Bürgermeisterin Schweinfurts, zugleich MAV-Vorsitzende des Evang. Dekanates Schweinfurt, überbrachte die Grüße der Stadt und aller kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Maria Albert-Wirsching, Leiterin des städtischen Jugendamtes, hob hervor, dass Frau Grimm längst von der bayerischen Staatsregierung als "verdiente Persönlichkeit in der Kindergartenarbeit" ausgezeichnet worden sei und erst kürzlich ein Studium mit Ausbildung zur "Kindheitspädagogin B.A." absolviert und erfolgreich abgeschlossen habe. Weitere gute Wünsche richteten aus Waltraud Haas, die Kulturreferentin des benachbarten Wohnstifts Augustinum, die die Begegnungen zwischen den jungen und alten Menschen hervorhob, sowie Inge Krömmüller, Stellvertretende Leiterin der Evang. Fachakademie für Sozialpädagogik Schweinfurt, Pfarrerin Eva Loos von der Dreieinigkeitskirche - der "Tochter" der Gustav-Adolf-Kirche - und Pfarrer Stefan Stauch, einer der beiden Dekanatsbeauftragten für die evang. Kindertagesstätten.

Die musikalischen Beiträge waren recht disparat, daher abwechslungsreich: Neben Kirchenliedern wie "Danke für diesen guten Morgen" und Kirchenchorbeiträgen wie "Es ist ein köstlich Ding, dem Herrn zu danken" wurde auch Frau Grimms persönliche "Hitliste" berücksichtigt: Die Band Bracketz (Leitung: Johannes Hofmann; http://www.bracketz.de) brachte rhythmisch flott Bob Dylans "Don't think twice, it's all right" und "Father and Son" von Cat Stevens zu Gehör.

"Arrivederci und bye bye! Adieu! Schau wieder mal vorbei! Hasta la vista noch und tschüss! Das eine ist gewiss: Ich will dich wiedersehen, wiedersehen. Auf Wiedersehen! Es war, es war so schön!" So sangen noch einmal die Kinder am Schluss, wünschten der Scheidenden u.a. "Sternstunden", "viele Träume", "viel Sonnenschein" und "ein neues Auto" und bildeten dann ein Spalier, durch das Frau Grimm die Kirche verließ, um draußen jedem Gottesdienstbesucher die Hand zu schütteln. Ein Empfang in den Gemeinderäumen unter der Kirche schloss sich an.

 

 

 

 Brigitte Grimm freute sich riesig über das Picasso-Geschenk - ein Bild, das sie einst im Kindergarten sah und sofort ins Herz schloss

 Überraschungsgäste: Frau Grimm mit ehemaligen Kindergartenkindern

 

 

Was sich Frau Grimm gewünscht hatte - die "Bracketz" spielten es

 Unterm Blumenspalier hindurch zum Ausgang

 

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Wo die Baracken der Zwangsarbeiter standen:

Konfis auf Spurensuche

 

 

Informationen aus erster Hand: Klaus Hofmann hat das Gedenken initiiert und den Gedenkweg mitgestaltet

 Fast ein Wandertag für die Konfirmanden: die Oberndorfer Wiesen, wo einst eines von etlichen Zwangsarbeiterlagern stand

Schweinfurt, Di., 3. Juli 2012. Ortsbegehung mit Konfirmandinnen und Konfirmanden. Den Lagerweg entlang, rund drei Kilometer - da wo von 1941 bis 1944 die Holzbaracken standen, in denen jeweils 120 Zwangsarbeiterinnen und –arbeiter hinter vergitterten Fenstern um ihr Überleben bangten. Unter sachkundiger Führung von Klaus Hofmann („Initiative wider das Vergessen“) mit einfühlsamen Erklärungen in jugendgerechter Sprache gingen sie zu den sieben am Weg aufgestellten Schautafeln und schließlich zum sog. „Gedenk-Ort“ bei den drei Linden mitten auf einer Oberndorfer Wiese. Von dort hat man eigentlich einen bezaubernden Blick auf den nur wenige Schritte entfernten Main.

Diesen Blick hatten die genau an dieser Stelle vor 70 Jahren unter KZ-ähnlichen Bedingungen gefangen gehaltenen Menschen ganz bestimmt nicht genießen können. Über 10000 waren es – 6000 Zivilarbeiter und 4500 Krieggefangene. Sie waren vor allem in den von den Deutschen besetzten Ostgebieten mit falschen, lukrativen Versprechungen angeworben oder geradezu aufgekauft worden, um in den zu Rüstungsbetrieben umgewidmeten Werken Fichtel & Sachs, Vereinigte Kugellagerfabriken VKF, Deutsche Star und Kugelfischer, aber auch für die Stadt Schweinfurt zu arbeiten. „Wie auf dem Sklavenmarkt ging es zu“, schildert Hofmann. Die Hygiene- und Verpflegungsverhältnisse waren katastrophal. Manche hatten nur das anzuziehen, was sie schon bei ihrer Ankunft in den Lagern Obere oder Mittlere Weide am Leib trugen. Ein einziger Ofen in jeder Baracke schützte die Ausgehungerten und Übernächtigen im Winter natürlich nicht vor extremer Kälte. Von Montag bis Samstag war eine Zwölf-Stunden-Schicht angeordnet, am Sonntag oft noch ein Sondereinsatz erforderlich zwecks Beseitigung von Trümmern nach alliierten Luftangriffen auf Schweinfurt. Dabei starben im Übrigen 270 Zwangarbeiter. „Wir gehen zur Arbeit in hölzernen Fesseln. Wir kommen zurück mit verweinten Augen. Die Beine sind wund und bluten…“, heißt es in einem Gedicht einer ukrainischen Zwangsarbeiterin, die im Alter von 15 Jahren nach Schweinfurt kam.

Die Konfirmanden zeigten sich aufgeschlossen, manche sogar beeindruckt von den Informationen und den geschilderten Einzelschicksalen. Am Montag, dem 27. September, um 17.00 Uhr werden sie mitwirken, wenn am Gedenk-Ort für die ehemaligen ZwangsarbeiterInnen zum ersten Mal ein Gottesdienst stattfindet. Dekan Oliver Bruckmann möchte dieses Gedenken jährlich begangen wissen – immer Ende September deshalb, weil das Mahnmal am 25. Sept. letzten Jahres der Öffentlichkeit präsentiert wurde (s. Archiv II/2011, Nr. 8 und Nr. 10). Dort bei erwähnten Linden steht auf einer halbrunden Sandsteinbank in goldenen Lettern Artikel 1 des Grundgesetzes zu lesen: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Klaus Hofmann appellierte am Ende seiner Führung an die Jugendlichen: „Ihr seid diejenigen, die darüber entscheiden, wie später einmal unsere Gesellschaft aussieht! Ihr seid die Zukunft!“ Er ermutigte sie zu Engagement - sei es in der Kirche, sei es in einer Partei oder Gewerkschaft -, zu Zivilcourage und zum Protest gegen Menschenrechtsverletzungen.

Man darf gespannt sein, wie die Konfirmanden der Gemeinden Christus-, Kreuz-, Gustav-Adolf- und Dreieinigkeitskirche dieser ersten Begehung und Begegnung mit Schweinfurts unrühmlicher Vergangenheit, der sich aber die Stadt und eben auch die Kirchen inzwischen bewusst stellen, einen gottesdienstlichen Rahmen geben werden: 27. Sept., 17.00 Uhr am „Gedenk-Ort“!

 

 

 

Vorbildlich: Pfr. Martin Schewe (Christuskirche) kam mit der größten Gruppe

 Dekan Oliver Bruckmann war auch dabei; hier im Gespräch mit Klaus Hofmann; zwischen ihnen Pfrin. Eva Loos (Dreieinigkeitskirche), die leider noch keine neuen Konfirmanden hat

 

 

Auch Pfr. Manfred Herbert (Gustav Adolf) hatte nur eine kleine Schar bei sich.

Am Ende: Foto mit Teilgruppe der Kreuz- und Gustav-Adolf-Kirche auf der Sandsteinbank am Gedenk-Ort; im pinkfarbenen T-Shirt leicht zu erkennen: Pfrin. Christhild Grafe, dahinter wieder Pfr. Herbert

Weitere Infos mit Abbildungen aller sieben Schautafeln:

http://www.zwangsarbeit-schweinfurt.de