Seltsames Dienstfahrzeug

Kirche mit Rädern am Marktplatz

Schweinfurt, 27. Mai 2011. [...] Diese Kirche ist zu klein, um betreten, aber zu groß, um übersehen zu werden – wie sie da auf dem Marktplatz steht. Sie hat einen Turm, aus dem es an diesem Freitag Punkt 12 Uhr läutet, aber die Klänge kommen vom Band. Das verrückteste aber ist: Diese Kirche hat Räder und wird von zwei Männern durch die Stadt gezogen.

Die erste „Ausfahrt“ mit ihrer Wagenkirche machten Heiko Kuschel und Günter Schmitt auf den Marktplatz. Kuschel ist Pfarrer der evangelischen Citykirche, Schmitt Pastoralreferent der katholischen Stadtkirche. Ihr neues Dienstfahrzeug ist also ökumenisch. Nach einer Tagung in Köln, bei einer Dienstbesprechung in einer Kölschkneipe, kam den beiden die ungewöhnliche Idee, mit einer rollenden Kirche direkt in die Stadt zu gehen. Als Baumeister engagierten sie Jugendliche und ihre Ausbilder von der GbF, der Gesellschaft zur beruflichen Förderung.

Fehlte nur noch der offizielle Segen, den die beiden Dekane Oliver Bruckmann (Evangelisch-Lutherische Kirche Schweinfurt) und Rainer Fries (Katholisches Dekanat Schweinfurt Stadt) gemeinsam spendeten, wobei Bruckmann betonte, dass Gott weder katholisch noch evangelisch sei. Gott grenze nicht ab, sondern wende sich zu. Sebastian Remelé sprach seinen Willkommensgruß nicht nur als Oberbürgermeister, sondern auch als Christ und betonte, Kirche müsse mehr auf die Menschen zugehen.

Kuschel und Schmitt wollen künftig jeden Freitag in der Mittagszeit irgendwo in der Fußgängerzone Station mit ihrer Wagenkirche machen und Impulse für das Wochenende geben. Angekündigt ist Humorvolles und Nachdenkliches. Außerdem hoffen die beiden, mit Passanten ins Gespräch zu kommen. [...] Die beiden sehen sich in der Tradition von Paulus, der auch durch die Städte gezogen ist, um die Botschaft vom liebevollen Gott zu verbreiten. Freilich hatte er weder eine Kirche auf Rollen bei sich, noch musste er mit den Tücken der Technik kämpfen wie Heiko Kuschel. Aufmerksamkeit erregte die Wagenkirche auf jeden Fall. Immer mehr Menschen scharten sich um das anfangs kleine Grüppchen. Wasser und Wein, beziehungsweise Sekt und Saft, gab es wohl nur diesesmal zum Start. Zum Lachen aber soll es immer etwas geben, kündigten die beiden Wagenzieher an.

(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 28.05.2011, Text: Katharina Winterhalter)

Wollen Sie mehr über den "letzten Schrei" erfahren?: http://www.wagenkirche.de/