INKLUSION: Kunstausstellung des Forum lebensArt in Schweinfurt

   
Schon die Schriftzüge "Ich und Du" auf dem Typografischen Triptychon der Diplom-Designerin Anna Carina Fries bildeten eine gute Hinführung zum Ausstellungsthema „Inklusion“. Dafür erhielt sie den Sonderpreis der Jury. Musikalisch zum Ausdruck gebrachte Integration: die Gruppe Pankara Siku (Ltg.: Juan Osorio, links) 
   
Die drei Initiatoren der Kunstausstellung (v.l.): Herbert Rupp, OB Sebastian Remelé u. DW-Vorstand Jochen Keßler-Rosa Smalltalk beim anschließenden Rundgang: Kathi Petersen (Schweinfurts SPD-Vorsitzende) mit Pfr. Keßler-Rosa und Herbert Rupp 

Schweinfurt, 28. März 2011. „Es ist normal, verschieden zu sein“. Mit diesem Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker brachte Herbert Rupp, vormaliger Leiter der OBA (Offene Behindertenarbeit), jetzt Leiter der Ehrenamtsakademie des Diakonischen Werkes Schweinfurt (DW) und im "FORUM lebensArt" engagiert, den Zweck der Gemäldeausstellung auf den Punkt.
Gut 50 behinderte und nicht behinderte Künstler aus ganz Deutschland hatten im Rahmen eines ausgeschriebenen Wettbewerbs zum Thema INKLUSION 130 Werke eingereicht, von denen nun 60 im Alten Rathaus ausgestellt sind – Reflexionen und Sichtweisen auf eine lange Zeit tabuisierte Problematik.
Für Initiative und Organisation zeichnet das "FORUM lebensArt" verantwortlich: eine überörtliche Initiative von Diakonie und Lebenshilfe, die zur gut frequentierten Vernissage mit Preisverleihung einlud. Pfr. Jochen Keßler-Rosa, DW-Vorstand, würdigte daher in seiner Begrüßung „das Tandem“ Diakonie und Lebenshilfe. Dr. Bernd Kraus, stellvertretender Vorsitzender der Lebenshilfe Schweinfurt und Bad Kissingen, lobte sodann, dass diese Ausstellung signifikanterweise „im Wohnzimmer unserer schönen Stadt“ und das heißt, „in der Mitte unserer Gesellschaft“, ermöglicht worden sei. Denn nach der Vernichtung lebensunwerten Lebens im Dritten Reich hätten - abgesehen vom Engagement einiger Vereine - Behinderte noch Jahrzehnte am Rand der bundesbürgerlichen Gesellschaft gelebt.
Haus- und Schirmherr Sebastian Remelé, Schweinfurts OB und Jurist, erinnerte in seinem Grußwort an das 2006 von der UNO-Generalversammlung verabschiedete und 2008 in Kraft getretene Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Der englische Begriff "inclusion" lasse sich leider nur unzureichend im Deutschen mit „verstärkter Integration“ wiedergeben. Die Behindertenrechtskonvention habe hierzulande u.a. folgende praktische Konsequenzen: volle Einbeziehung Behinderter in die Gemeinschaft (Inklusion!), gleiche Anerkennung vor dem Recht, freier Zugang zur Bildung, angemessener Lebensstandard, sozialer Schutz sowie Teilhabe am kulturellen Leben, an Erholung, Freizeit und Sport.
Anschließend bot bereits erwähnter Herbert Rupp in seinem Vortrag eine Interpretation ausgewählter Bilder der Ausstellung. Kunst könne Mut machen, bestehende Probleme anzugehen und sie vielleicht auch zu lösen. Eindrucksvoll sein Appell: „Möge aus dieser Ausstellung eine neue Einstellung werden! Nicht mehr träumen – einfach machen!“
Am Ende wurden drei Bilder anwesender KünstlerInnen prämiert: Den 1. Preis bekam Hartmut Renner aus Halle für sein Gemälde „Sünde (Gebärdensprache – Linkshänder)“ verliehen.
Währenddessen unterhielt das Panflöten-Ensemble Pankara Siku unter Leitung von Juan Osorio mit feurigen lateinamerikanischen Rhythmen. Danach war der individuelle Rundgang durch die Rathaushalle freigegeben.
Ein gerade für theologisch Interessierte höchst ausdrucksstarkes Bild hat die aus Russland stammende Künstlerin Helena Chataline leider nicht für eine Abbildung im Internet freigegeben. Ihr Abendmahlsgemälde (Titel: „Wir“) kontrastiert nämlich Leonardo da Vincis berühmtes Gemälde vom Letzten Abendmahl (im Hintergrund) mit einer opulenten, dekadenten Fressorgie aus unseren Tagen (im Vordergrund), um damit sozialkritisch die Betrachter zu fragen, was denn heute die Moral ausmache. Der bis zum 27. April laufenden Ausstellung ist zu wünschen, dass die gezeigten Zukunftsvisionen keine Traumbilder bleiben, sondern sich schon heute in unserem Miteinander verwirklichen.

 

 

1. Preis: "Sünde" (in Gebärdensprache von Linkshändern) von Hartmut Renner 

      3. Preis: "Pure Leidenschaft" von Bernd Paul 

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