Von freundlicher Distanz zu versöhnter Verschiedenheit

25 Jahre Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft EKD - EmK

Vier Geistliche auf einer Kirchenbank (v.r.): Evang.-methodistischer Pastor Andreas Jahreiß, Dekan Oliver Bruckmann, Regionalbischof Christian Schmidt u. EmK-Bayern Präses Wolfgang Rieker

Schweinfurt, 28. Okt. 2012. Nur wenige wissen, dass sich die Evangelisch-methodistische Gemeinde und Friedenskirche (EmK) in einem unauffälligen Gebäude in der Nikolaus-Hofmann-Straße befindet. Sie bildet mit Würzburg eine Doppelgemeinde mit Andreas Jahreiß als gemeinsamem Pastor und zählt in Schweinfurt 65 Kirchenglieder. In Deutschland halten sich 55.000 Menschen zu dieser Freikirche, deren Gründung auf den anglikanischen Pfarrer John Wesley im 18. Jahrhundert zurückgeht. Weltweit hat sie 70 Millionen Mitglieder; in den USA bildet sie sogar die zweitgrößte protestantische Kirche.

Mit dem biblischen Sprichwort „Es ist besser zu zweien als allein“ begrüßte Dekan Oliver Bruckmann die St. Johannis-Gemeinde. Er brachte seine große Freude darüber zum Ausdruck, einen ökumenischen Abendmahlsgottesdienst mit Schweinfurter Methodisten feiern zu können. Anlass war die seit nunmehr 25 Jahren bestehende „volle Kirchengemeinschaft“, das heißt Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft, zwischen den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der EmK - als Zeichen der Einheit und Versöhnung.

Der eigens zu dieser "Premiere" eingeladene Regionalbischof des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg Christian Schmidt legte seiner Festpredigt persönliche Erinnerungen an eine Tramper-Tour durch England 1975 zugrunde: wie er bei Methodisten in London Obdach, Essen und Geld erhielt, das „John Wesley-House“ besuchte und dort den von „heiligem Selbstbewusstsein“ nur so strotzenden Ausspruch des Gründervaters las: “The world is my parish“ (Die Welt ist mein Kirchspiel).

Aber nicht nur die anglikanische Kirche habe einst mit Wesley und dessen methodischem Studium der Heiligen Schrift nichts anfangen können, sondern auch die evangelische Kirche hätte bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts den Methodisten keine große Liebe entgegengebracht. Allenfalls freundlich-distanziert sei man dieser Freikirche begegnet, der das Image von Sonderlingen anhaftete. Andererseits habe die EMK ihrerseits kritisch die monopolartige Stellung der evangelisch-lutherischen Kirche hinterfragt.

Dieses vorurteilsbehaftete Nebeneinander sei kein gutes Zeugnis für die Christen und das Evangelium gewesen. „Aber der Heilige Geist der Einheit und Liebe weht bis heute“, führte Schmidt weiter aus. Nach mehr als 250 Jahren endete am 21. September 1987 die Kirchenspaltung mit einer gemeinsamen Vereinbarung und gemeinsamem Gottesdienst in der Nürnberger St. Lorenzkirche. Inzwischen sind die Methodisten auch Mitglied im Genfer Weltkirchenrat.

Zwar keine Methode, wohl aber eine klare Ordnung für das geistliche Leben müsse es geben, resümierte Schmidt und rief dazu auf, das „Beziehungsnetz“ weiter zu knüpfen. Beide Kirchen sollten noch mehr voneinander lernen, um in versöhnter Verschiedenheit das Reich Gottes auf dieser Welt präsent zu machen. Am liebsten wäre es dem Regionalbischof, käme die Einheit auch stärker organisatorisch zum Ausdruck.

Paritätisch wurden zumindest in diesem besonderen Gottesdienst Schriftlesungen und Gebete vorgetragen sowie die Einlagen hälftig geteilt. Sein Akzent lag jedoch nicht auf der Wortverkündigung, sondern auf der die Gemeinschaft betonenden, besonders tief empfundenen Abendmahlsfeier in einem großen Kreis um den Altar. Sie wurde vom methodistischen Ortspastor Andreas Jahreiß und dem Präses der evangelisch-methodistischen Kirche in Bayern Wolfgang Rieker gestaltet. Am Ende spendeten sie und die beiden evangelischen Geistlichen den Segen.

Nur die musikalische Ausgestaltung blieb ganz in evangelisch-lutherischer Hand. Aber der Evangelische Posaunenchor unter Leitung von Wolfhart Berger und KMD Christel Hüttner an der Orgel bildeten ebenso ein klangbrillantes Joint Venture.