„Was bleibt?“ Kurseelsorge als ein „Ohrwurm Gottes“ in Bad Kissingen

Seit einem Vierteljahrhundert gibt es in Bad Kissingen die Evangelische Kurseelsorge mit eigener Pfarrstelle. Dieses Jubiläum wurde am Christi Himmelfahrtstag mit einem festlichen Gottesdienst in der Wandelhalle gefeiert.

Bild des Benutzers Heiko Kuschel
Karsten Schaller, Maik Richter und Petra Müller vor der Staatsbad Philharmonie beim Gottesdienst in der Wandelhalle

Vor 25 Jahren wurde die Evangelische Kurseelsorge in Bad Kissingen erstmals mit einer eigenen Pfarrstelle ausgestattet – ein guter Anlass für Diakon Maik Richter und seine katholische Kollegin Petra Müller, den traditionellen Gottesdienst zum Saisonauftakt als besonderen Jubiläumsgottesdienst zu gestalten. Unter dem Motto „Was bleibt?“ versammelte sich eine große Gemeinde in der eindrucksvollen Wandelhalle, musikalisch begleitet von der Staatsbad Philharmonie Bad Kissingen.

Für die Predigt war Kirchenrat Karsten Schaller angereist, Referent für Kirche in Tourismus und Sport in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Er griff das Motto des Tages auf und sprach über „Ohrwürmer“ – Lieder, deren Melodien im Ohr und im Herzen bleiben. Ähnlich sei es mit der Erfahrung der Nähe Gottes, auch nach der Himmelfahrt Jesu: Jesus sei nicht fern hinter den Wolken, sondern nahe in "jener Welt, die unsichtbar sich um uns weitet“, zitierte Schaller aus Dietrich Bonhoeffers Gedicht „Von guten Mächten“. Diese Nähe bleibe als Ohrwurm der Liebe in der Welt – als Grundmelodie des Lebens, die Jesus angestimmt hat.

Auch die ökumenische Kurseelsorge in Bad Kissingen trage diese Melodie weiter – durch Trost, Vertrauen und Ermutigung.

Diakon Maik Richter betonte in seinem Beitrag die enge Verbindung zwischen der Kirchengemeinde und der Kurseelsorge: Ohne letztere gäbe es vermutlich die Gemeinde in ihrer heutigen Form nicht. Zwar existiert die Kurseelsorge schon deutlich länger, doch eine eigene Pfarrstelle besteht erst seit 25 Jahren. Sie sei ein Ort, an dem Menschen Gehör finden – oft solche, die durch herkömmliche Gemeindestrukturen nicht mehr erreicht werden.

Gemeindereferentin Petra Müller von der katholischen Kur- und Rehaseelsorge dankte Diakon Richter für vier Jahre vertrauensvoller und enger Zusammenarbeit.

Landrat Thomas Bold hob in seinem Grußwort die Bedeutung der Seelsorge im Kurbetrieb hervor – gerade weil es hier oft die Seele sei, die zu kurz komme. Er wünschte sich mit einem Augenzwinkern, dass körperliche und seelische Beschwerden idealerweise am Kurort zurückblieben – und die Gäste erleichtert wieder heimkehren könnten.

Dritter Bürgermeister Thomas Leiner würdigte die Kurseelsorge als Ausdruck gelebter Mitmenschlichkeit: ein Beitrag dazu, dass Menschen in belastenden Lebensphasen nicht allein bleiben.

Kirchenrat Karsten Schaller unterstrich in seinem Grußwort nochmals den grundlegenden Auftrag der Kirche: Heilung und Versöhnung in die Welt zu bringen – genau das geschehe hier in Bad Kissingen.

Pfarrerin Jacqueline Barraud-Volk von der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Bad Kissingen griff den Gedanken von Diakon Richter auf: Ohne die Kurseelsorge gäbe es wohl auch die Kirchengemeinde nicht. Sie erinnerte daran, dass vor 200 Jahren in Bad Kissingen gerade einmal vier evangelische Christen lebten. Doch die überwiegend evangelischen Kurgäste setzten 1840 mit einer Petition beim König die Errichtung eines evangelischen Gottesdienstes und später auch den Bau einer Kirche durch. Das Pfarrhaus – heute im Umbau und bald als „Lichtforum“ neues Gemeindezentrum – ebenso wie ein Kinderhospiz, wurden maßgeblich durch Spenden von Kurgästen ermöglicht.

So gesehen, sei die Kurseelsorge eigentlich nicht 25, sondern schon 185 Jahre alt. Viele der heute rund 6.000 Gemeindeglieder seien ehemalige Kurgäste, die geblieben sind. „Aber wir waren immer schon mehr – und ziehen keine Grenzen“, betonte sie im Blick auf die vielen Gäste, die in Bad Kissingen herzlich willkommen sind.

Das Liedblatt zum Gottesdienst vor einem verschwommenen Kreuz und dem erleuchteten Rund der Wandelhalle im HintergrundEine halbrunde, erleuchtete Kuppel. Darunter sitzt das Orchester.Kreuz, Kerze und Bibel auf dem AltarGemeindereferentin Petra Müller und Diakon Maik Richter in weißen liturgischen GewändernDiakon Maik Richter (Nahaufnahme)Blick von hinten: Viele Stuhlreihen sind in der Wandelhalle besetztBlick von hinten: Viele Stuhlreihen sind in der Wandelhalle besetztBlick von hinten: Viele Stuhlreihen sind in der Wandelhalle besetztBlick aufs Orchester und die PianistinIm Seitenschiff sind die edel gestalteten Wasserbecken. Durch die Säulen ein Blick aufs GottesdienstgeschehenKirchenrat Karsten Schaller im Talar mit StolaKirchenrat Karsten Schaller im Talar mit StolaBlick von hinten auf die PredigtGemeindereferentin Petra MüllerLandrat Thomas BoltLandrat Thomas Bolt3. Bürgermeister Thomas LeinerPfarrerin Jacqueline Barraud-VolkKarsten Schaller, Maik Richter und Petra Müller vor der Staatsbad Philharmonie beim Gottesdienst in der Wandelhalle