Was ist der Kern von Kirche?

Datum: 

11.07.2013

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Manchmal frage ich mich, wo es mit der Kirche noch hingeht. Da wird ein hochrangiger Geistlicher des Vatikan wegen Geldwäsche verhaftet. Und die Evangelische Kirche in Deutschland drückt im Top-Down-Verfahren ein Papier durch, das einerseits sehr gründlich und durchdacht ist, das andererseits aber die Einzigartigkeit der Ehe zwischen Mann und Frau sowie die Einzigartigkeit der daraus hervorgehenden Familie kippen möchte. Das ist heftig umstritten, auch ich sehe diesen Punkt kritisch. Ich habe das Gefühl, dass Kirche sich selbst einebnet, wenn sie immer nur macht, was alle machen, und wenn sie sich herrschenden Trends zu sehr anpasst.

Wenn ich in meiner Kirche – in der Michaelskirche in Hammelburg – in der ersten Bank sitze, werde ich daran erinnert, was Kirche eigentlich ausmacht: Vor dunklem Hintergrund leuchten mir Kanzel, Altar und Taufstein hell entgegen. Alle drei Elemente sind aus hellem Travertin, aus hellem Süßwasserkalkstein gemacht. Die Kanzel steht für das Evangelium, der Taufstein für die Heilige Taufe, und der Altar für das Heilige Abendmahl.

Das ist der Kern von Kirche. Das genügt zur wahren Einheit der Kirche – sagen die Väter der Reformation in der Augsburgischen Konfession. Und das ist tatsächlich da – bei allen umstrittenen Einzelfragen und Problemen, die es auch gibt.

Auf einmal bin ich dankbar: Auch für meine Kirchenleitung. Ich darf das Evangelium predigen ohne jede Zensur. Ich darf Menschen taufen. Ich darf das Heilige Abendmahl reichen und empfangen. Christus ist gegenwärtig. Niemand wird es schaffen, seine Kirche einzuebnen.

Ihr Pfarrer Robert Augustin, Hammelburg