Neues Outfit – neuer Name

Einweihung der „Johann-Hinrich-Wichern-Fachakademie für Sozialpädagogik der Evang.-Luth. Gesamtkirchengemeinde Schweinfurt“

Nicht nur Farbwechsel: Der neue Eingang

Schweinfurt, 5. Okt. 2012. Dass ihr Name „ein bisschen lang“ sei, musste selbst Regionalbischof Christian Schmidt zugeben. Auch er nahm am Festakt zur Wiedereinweihung der vor 35 Jahren (1977) in Betrieb genommenen, nunmehr aber energetisch und generalsanierten Einrichtung teil.

Doch den ersten Auftritt hatte Johann Hinrich Wichern selbst – alias Peter Kuhn, laut Wikipedia „ein deutscher Karnevalist“ und „in der Schweinfurter Jugendhilfeeinrichtung ‚Haus Marienthal’ als Gruppenleiter einer heilpädagogischen Wohngruppe tätig“. Entsprechend kostümiert, spielte er in heiterer, hintersinniger Reimform auf Wicherns bekannte Einrichtung, das Rauhe Haus in Hamburg (1833), an, wobei er rau(h) als „ruppig, ungestüm“ definierte und meinte: „Auch die FAKS war sehr lang ein raues Haus.“ Es brauche heute mehr ErzieherInnen denn je, weil es um die Rettung unserer Kinder gehe. Doch könne man überhaupt junge Leute für diesen Beruf motivieren? Gerade weil uns die Jugend etwas wert sein müsse, gelte es auch die Mitarbeitenden gut zu bezahlen.

Ein volles Jahr – nur – habe die Umbauzeit gewährt, betonte Dekan Oliver Bruckmann in seiner Begrüßung der geladenen Gäste aus Kirche, Diensten und Werken, Politik, Wirtschaft, vor allem aus dem Bauwesen, außerdem etlicher Dozenten und Studenten. Nun könne man die Räume wieder in Gebrauch nehmen, wolle dies aber bewusst in gottesdienstlichem Rahmen tun.

Der Regionalbischof erinnerte ebenfalls an Wicherns Wirken, besonders an dessen viel beachtete Rede auf dem Kirchentag in Wittenberg 1848, die zur Gründung der Inneren Mission und Diakonie führte. Die Wiedereinweihung der Fachakademie sei ein großer Tag und Anlass, sich zu freuen und zu danken. Erzieherinnen und Erzieher bildeten eine wichtige Berufsgruppe, zumal Kinder – gleich nach Gott! – unser höchstes Gut seien. Dem Leben in Kitas, Horten und Heimen komme entscheidende Bedeutung bei.

Von daher legte OKR Schmidt seiner Predigt das Jesuswort „Lasst die Kinder zu mir kommen“ zugrunde: „Kinder sind unsere Vorbilder“ - und zwar dies deshalb, weil sie sich auf andere angewiesen wüssten, voller Vertrauen seien und einen beim Wort nähmen. Übertragen auf Gott: „Wir sind auf den Grund allen Lebens angewiesen und dürfen auf Gottes Wort vertrauen, das unverbrüchlich gilt.“ Am Ende wünschte Schmidt den FAKS-Mitarbeitenden, dass sie allezeit von Vertrauen, Demut, innerer Erfüllung und Glaubensüberzeugung durchdrungen sein mögen, und sprach ein Einweihungsgebet.

Noch einmal kam dann der Dekan auf den Umbau und die Kosten zu sprechen: 4,4 Mio Euro, wovon 2 Mio. aus Eigenmitteln, primär der Landeskirche, zu bestreiten seien, dass aber auch die Schulträgerin, nämlich die Gesamtkirchengemeinde Schweinfurt (GKG), gefordert sei, wofür er ihrer Geschäftsführerin Dagmar Kohlmeyer großen Dank zollte. Die restlichen 2,2 Mio. würden von Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie der evang. Schulstiftung in Bayern aufgebracht. Ferner dankte der Dekan der Förderung durch die Regierung Unterfranken, deren Abteilungsdirektor Gustav Eirich seinerseits in seinem Grußwort allen gratulierte, die zum Neubau beigetragen hätten, und der Schulleitung sowie den Lehrkräften wünschte, das Bestmögliche für die Ausbildung der Studierenden zu erreichen. Schon John F. Kennedy habe gesagt: "Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung."

Schweinfurts OB Sebastian Remelé wies in seinem Wortbeitrag darauf hin, dass ab dem 1. August 2013 Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für ihre Kinder unter drei Jahren hätten, um auch aus dieser Perspektive die Notwendigkeit der Fachakademie zu unterstreichen. Außerdem sei er „als Christ froh, dass Sie hier im christlichen Glauben erziehen. Denn wir sind schon wieder Missionsland geworden.“ Die „Selbstsäkularisierung“ habe in Deutschland dramatische Ausmaße angenommen.

Architekt Christian Teichmann referierte die seit 2006 währenden Planungs-, Finanzierungs- und Umbauetappen und hob detailliert auf die Außen- wie Innensanierung ab: Der alten Grundstruktur sei ein zeitgemäßes Erscheinungsbild gegeben worden.

Hausherr und Fachakademieleiter Pfr. Matthias Weigart hatte das Schlusswort: „Fast alles ist ja schon gesagt worden“, meinte er und: „Gott sei Dank, dass fast alles fertig geworden ist.“ Noch einmal resümierte er, wie hautnah er den Umbau erlebt und wie er, an die Grenzen seiner psychischen Belastbarkeit gekommen, die vollständige Auslagerung der Schule mit zwei Umzügen und dem Interimsquartier in der Montessori-Volksschule in der Cramerstraße organisiert und zusammen mit seinen Dozenten dort den Unterrichtsbetrieb am Laufen gehalten habe.

Ein Hausrundgang und das obligatorische Stehbüffet, ständig „nachgerüstet“ durch Studierende, rundeten die beiden Feierstunden ab. Jede und jeder konnte sich mit eigenen Augen von der modernen Ausstattung, „den didaktischen Erfordernissen angepasst“ (Dekan Bruckmann), überzeugen und somit einen „frischen, fröhlichen Eindruck“ gewinnen, der sich bestimmt als „Marketingvorteil“ erweisen wird (OB Remelé). Vielleicht bewahrheitet sich sogar das gesungene Lied: „Komm, wohn mit mir in diesem Haus […], wo der Himmel blüht.“