Videobotschaft von Diakonie-Vorstand Jochen Keßler-Rosa an die Mitarbeitenden

Der Vorstand wendet sich an Mitarbeitende und Öffentlichkeit mit der Forderung nach umfassender medizinischer Betreuung in Pflegeeinrichtungen und mehr.

Pfarrer Jochen Keßler-Rosa, Vorstand des Diakonischen Werks, wendet sich an Mitarbeitende und Öffentlichkeit mit der Forderung nach umfassender medizinischer Betreuung in Pflegeeinrichtungen und mehr.

 

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diakonie, heute vor allem in den Pflegeheimen und - diensten,

es fällt mir sehr schwer, Sie gerade jetzt nicht ganz unmittelbar in Ihrem Dienst unterstützen zu können - also tue ich es auf meine Weise - ich ergreife Partei und, ehrlich gesagt, mit Wut im Bauch.

Pflegeheime mit ihren Bewohner/innen und Pflegekräften sind etwas Besonderes, nicht nur jetzt, aber gerade auch jetzt.

Mit großer Dankbarkeit begegnen uns Angehörige, wenn sie nicht mehr zurecht kommen, und neue Bewohner/innen, wenn sie wissen, es geht nicht mehr allein zu Hause. Ja, dafür sind wir da.

Und wir sind Fachleute, hochqualifiziert - pflegerisch, hygienisch und auch menschlich. Klar ist nicht immer alles perfekt, wir sind Menschen, aber wir sind gut.

Und jetzt Klartext: Pflegerisch macht uns keiner etwas vor, aber medizinisch lässt man uns am ausgestreckten Arm verhungern. Schutzartikel kommen erst ausreichend, wenn der Erste positiv getestet ist, Arztbesuche gibt es oft tagelang nicht, aber aus den Kliniken sollen wir Patienten aufnehmen, nicht selten ungetestet. Jeden Tag Anrufe von Menschen, die zuhause nicht mehr versorgt werden können, und dann immer wieder Vorwürfe und Schuldzuweisungen, die wir schlucken müssen. Ich habe das Gefühl, viele denken, mit uns kann man es machen.

So geht das nicht! So geht das nicht weiter. Pflegebedürftige und Pflegekräfte brauchen jetzt Taten.

Ich fordere ab sofort eine umfassende medizinische Betreuung von Pflegeheimen, also Ärztinnen und Ärzte, die für Bewohnerinnen und Bewohner wirklich da sind. Die bestmögliche Pflege machen wir ja. Die Corona-Fachleute sprechen von den großen Risiken für Pflegeheime, der Virus ist in vielen Heimen angekommen. Worauf sollen wir denn noch warten?!

Ich fordere ab sofort mehr Unterstützung für die Pflege. Jetzt fehlen die Angehörigen und die Ehrenamtlichen, die gerne kommen würden. Die sind aber eingerechnet in den Pflegesätzen, denn eine Vollversorgung hat die Pflegekasse immer abgelehnt.  - Und über die Löhne und Gehälter reden wir bei nächster Gelegenheit.

Ich hoffe, die Richtigen hören zu und wir machen uns gemeinsam auf einen besseren Weg, - genau jetzt.