Neuer Anfang für alte Bekannte

Ehepaar Kerstin und Bernhard Vocke wurden feierlich in ihr Amt in der Kreuzkirche Oberndorf eingeführt

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Pfarrerehepaar Kerstin und Bernhard Vocke kurz nach ihrer Einsegnung in der Kreuzkirche

Nach fast zwei Jahren Vakanz kann die Kreuzkirche Schweinfurt-Oberndorf aufatmen: Die Pfarrstelle ist wieder besetzt! Dekan Oliver Bruckmann führte die beiden am Palmsonntag, 14.4.2019, in ihr neues Amt ein: Bernhard Vocke im Umfang von 50% einer Pfarrstelle, Kerstin Vocke mit 25%. Sie wird außerdem mit weiteren 25% Seelsorgerin am Augustinum.

Die beiden sind im Dekanat alte Bekannte, denn bis vor achteinhalb Jahren waren sie in der Kirchengemeinde Schonungen, bevor sie einen Abstecher in die Region München machten, genauer gesagt zur Adventsgemeinde München-Neuaubing. 

Dekan Bruckmann betonte, dass die Gemeinde die Stelle gerne schneller übertragen hätte – schließlich standen die beiden schon seit langem als neue Pfarrerin und neuer Pfarrer von Oberndorf fest, doch Probleme bei der Pfarrhausrenovierung verhinderten einen früheren Amtsantritt der beiden. Viele Themen stünden gerade an: So sei die Kirchenvorstandswahl in der Gemeinde nachzuholen. „Und auch eine Kirche hätten wir gerne übergeben, die nicht gleich erneuert werden muss.“

Dass eben nicht alles perfekt sei in der Gemeinde, passe zum Palmsonntag: „Der Menschensohn muss erhöht werden damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. (Joh 3, 14b-15)“: Auch Jesus reitet auf einem Esel nach Jerusalem ein und endet wenig später am Kreuz. Er muss keinen Thron besteigen und nicht glänzen. Das, so Bruckmann, sollen wir nicht vergessen, wenn wir – leider notwendigerweise sehr oft – über Gebäude und andere eher verwaltungstechnische Dinge nachdenken.

„Wir übergeben Ihnen keine großen Reichtümer, aber eine Kirchengemeinde mit einer langen Geschichte.“ Das Evangelium zu verkünden und es den Menschen schmackhaft zu machen, dazu seien die beiden jetzt da.

Anschließend segnete er die beiden unter Beteiligung von alten und neuen Bekannten. Für Kerstin Vocke war Pfarrerin Inge Kuschnerus aus Kerstin Vockes alter Heimat Bremen gekommen, außerdem Anna-Mari Stein, Vertrauensfrau der Adventsgemeinde, und Alfred Kritzner, Vertrauensmann der Kreuzkirche. Bei Bernhard Vockes Einsegnung wirkten mit: Karin Schöner aus der ehemaligen Schonunger Kirchengemeinde, Birgit Zuleeg aus Neuaubing und stellvertretender Vertrauensmann Dr. Rainer Dietrich von der Kreuzkirche.

Bernhard Vocke predigte über das bekannte „Gottesknechtslied“ in Jes 50, 4-9. Er verglich die Not der Israeliten zur Zeit des babylonischen Exils mit der Not vieler Menschen heute, die Armut, Verzweiflung oder auch Flucht erlebt haben und noch erleben. Manche gäben die Hoffnung auf, passten sich an. Auch heute denke mancher: „Warum soll ich noch an Gott glauben?“ Nicht an Gott zu glauben, sei einfacher. Manche aber hielten auch an ihrem Glauben fest. 

Schließlich lag ein neuer Weg vor ihnen, mit Gott, der einen neuen Weg eröffnete – den Israeliten in Babylon und auch in der Kreuzkirche Oberndorf. „Gott steht auf meiner Seite, darum hat man mich nicht kaputtmachen können. Er ist nahe, der mich frei macht“.

Zum anschließenden Empfang im „Fisch“, dem Oberndorfer Gemeindehaus, begrüßte Günther Siebenbürger die Gäste mit launigen Worten zu etlichen Grußworten bei Sekt und Knabbereien.
Anna-Mari Stein aus Neuaubing drückte ihr Bedauern über den Verlust aus. Sie erwähnte den großen Einfluss der beiden, der zu einer Verjüngung der Gemeinde beigetragen habe.
Stellvertretender Dekan Heiko Kuschel begrüßte die neue Kollegin und den neuen Kollegen im Namen des Pfarrkapitels und überreichte ein kleines Kärtchen mit Miniatur-Abbildungen der derzeitigen Kolleginnen und Kollegen im Dekanat, zusammen mit einer Lupe – schließlich habe sich doch seit ihrem Weggang aus dem Dekanat einiges an Wechseln ereignet. 

Landessynodale Renate Käser meinte: „Man lebt nur zweimal“ und freute sich, dass die beiden wieder nach Schweinfurt gekommen sind. Sie wies insbesondere auf das Klimaschutzkonzept der Landeskirche hin und erwähnte „Church for future“, die positive Stellungnahme des Dekanats zu den Klimaprotesten der Jugendlichen. Doch heute sei etwas anderes an erster Stelle: „Future for Vockes“. 

Aus Bremen, der alten Heimat von Kerstin Vocke, überbrachte kein geringerer als der Schriftführer (der oberste Geistliche, in etwa vergleichbar mit dem Landesbischof) der Bremischen Evangelischen Kirche), Bernd Kuschnerus, zusammen mit seiner Frau Inge, Grüße. Die Ehepaare sind gut miteinander befreundet. „Die Münchner mögen jetzt trauern, aber wir Bremer trauern immer noch“.  

Die Pfarrer der zwei „Tochtergemeinden“ Auferstehungskirche (Harald Deininger) und Bergrheinfeld (Andreas Bauer) entbrachten ebenfalls ihre Grüße. Die gute ökumenische Zusammenarbeit betonte Pastoralreferentin Patrizia Sormani. Vertrauensmann Alfred Kritzner dankte insbesondere allen, die in der Vakanzzeit mitgeholfen hatten: Architekt Krämer für die Fertigstellung des Pfarrhauses, Pfarrerin Loos und Pfarrer Rambo für die Kasualvertretung und Pfarrer Jurkat für die „verantwortungsvolle und souveräne Führung des Pfarrbüros“, außerdem den vielen Pfarrerinnen, Pfarrern, Prädikantinnen und Prädikanten sowie de Ehrenamtlichen, die in den knapp zwei Jahren den Gemeindebetrieb aufrechterhalten haben. 

Schließlich ergriff Kerstin Vocke für das Ehepaar das Wort. Sie erzählte von den ersten Reaktionen in München: „Ihr geht nach Schweinfurt? Liegt das noch in Bayern?“ Und „So weit in den Norden?“ - was für die Bremer natürlich zum Schmunzeln war.

Schonungen war für die Familie eine sehr prägende Station: Die erste eigene Pfarrstelle und der Ort, an dem ihre Kinder aufwuchsen. Doch auch Neuaubing sei für sie eine wichtige Zeit gewesen. Die gemeinsame Erfahrung sei aber: „Es wird schöner, wenn man dann die Menschen kennenlernt.“