Was für ein Empfang!

Mit einem festlichen Kantatengottesdienst und Gospelmusik im Littmann-Saal begrüßte die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Bad Kissingen Pfarrehepaar Jacqueline Barraud-Volk und Pfarrer Thomas Volk.

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Bad Kissingen. „Wir danken Gott, wir danken dir“: Die vor 290 Jahren von Johann Sebastian Bach anlässlich einer Ratseinführung komponierte Kantate bildete den musikalischen Rahmen des feierlichen Einführungsgottesdienstes für Pfarrerin Jacqueline Barraud-Volk und Pfarrer Thomas Volk im Max-Littmann-Saal im Regentenbau Bad Kissingen. Kirchenmusikdirektor Jörg Wöltche leitete den Würzburger Madrigalchor und das Kammerorchester Bad Kissingen. Die Gemeinde war in den Saal ausgewichen, um angesichts der Corona-Situation möglichst vielen Gemeindegliedern die Möglichkeit zu geben, am Gottesdienst teilzunehmen.

Zu Dankbarkeit war in der Tat Anlass: Zwei der drei vakanten Pfarrstellen sind nun wieder besetzt – und Dekan Oliver Bruckmann deutete an, dass er bald wiederkommen könnte zu einer weiteren Amtseinführung.

Die Kirchengemeinde hatte sich in den letzten zwei Jahren völlig umstrukturiert: Angesichts der Landesstellenplanung, die Kürzungen der Pfarrstellen vorsieht, und des Wechsels eines Großteils der Hauptamtlichen in den Ruhestand oder auf andere Stellen hatte der Kirchenvorstand in einem mutigen Schritt die alten Sprengel aufgelöst und die Pfarrstellen nach Schwerpunkten statt nach Regionen aufgestellt. Pfarrerin Jacqueline Barraud-Volk wird insbesondere die Pfarramtsführung der mit Abstand größten Gemeinde des Dekanats innehaben. Ihr Ehemann Thomas Volk übernimmt die Jugend- und Konfirmandenarbeit. Bereits besetzt ist die Gästeseelsorge mit Diakon Maik Richter, der im Juli eingeführt wurde, sowie die Klinikseelsorge-Stelle, die Pfarrer Steffen Lübke bereits seit Jahren innehat. Die noch offene Pfarrstelle wird die Schwerpunkte Taufe und Arbeit mit Kindern haben.
Pfarrerin Barraud-Volk ist Leitungsämter gewohnt: Sie war bereits Mitglied der bayerischen Landessynode, der Synode der EKD sowie der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD), dort auch als stellvertretende Vorsitzende. Als Rundfunkpredigerin beim Bayerischen Rundfunk ist sie bayernweit vielen Hörerinnen und Hörern bekannt. In Marktbreit teilte sich das Ehepaar bisher die Pfarrstelle; ihr Mann hatte darüber hinaus eine halbe Pfarrstelle in Ochsenfurt, während sie Religionsunterricht im Egbert-Gymnasium in Münsterschwarzach erteilte.

Dekan Oliver Bruckmann betonte in seiner Einführungsansprache in Anspielung auf den Namen des Ehepaars, dass „Volks-Kirche“ heute etwas anderes bedeute als noch zu Bachs Zeiten. Heute sei der Anspruch, Kirche zu öffnen für jeden und jede, der/die Gottes Liebe sucht. Er verwies auf die lange diakonische Tradition in Bad Kissingen, auch die Notleidenden nicht aus den Augen zu verlieren. „Not sehen und das Not-wendige tun gehört zu Bad Kissingen genauso wie die Seelsorge für die Kurgäste“. Das sei der gemeinsame Auftrag aller, die für die Gemeinde arbeiteten, aber eben je mit einem besonderen Profil. „Eine sehr kluge Entscheidung des Kirchenvorstands!“ lobte Bruckmann die mutige Neustrukturierung der Gemeinde.

Feierlich wurden die beiden darauf in ihr neues Amt eingeführt. Jeweils drei Wegbegleiter*innen aus früheren Zeiten beziehungsweise aus der neuen Gemeinde standen ihnen dabei zur Seite.

In ihrer Dialogpredigt bezogen sich die beiden auf Worte aus Psalm 85: „Ich will hören, was Gott zu sagen hat. Der Herr redet vom Frieden. (...) Güte und Treue begegnen einander. Gerechtigkeit und Friede küssen sich.“

„Was für ein Empfang!“ zeigten sich die beiden begeistert – schon von den ersten Gesprächen im Frühjahr, erst recht aber an diesem besonderen Tag von der Feier im Konzertsaal mit wunderschöner Bach-Kantate. Dabei klinge all das Schöne dann doch eher wie Zukunftsmusik: Dass „Gerechtigkeit und Friede sich küssen“, sei nun mal nicht die Erfahrung, die Menschen ständig machen würden. Oft würden hohe Erwartungen auch enttäuscht. Aber viele machten sich immer wieder auf den Weg, um anderen zu begegnen.

Bewusst hätten die beiden, die bereits viel Erfahrung in der gemeinsamen Arbeit gesammelt haben, nun eine große Kirchengemeinde mit großem Team gewählt, um sich gemeinsam mit anderen auf den Weg zu den Menschen zu machen.

„Wir wohnten in Marktbreit im schönsten Pfarrhaus Bayerns“, dennoch habe sie das Projekt mit den neu aufgestellten Pfarrstellen angesprochen und begeistert.

Mit dem Schlusschoral der Kantate „Sei Lob und Preis mit Ehren Gott Vater Sohn und Heiligem Geist“ endete der festliche Gottesdienst, doch die Veranstaltung war lange noch nicht zu Ende: Während eines musikalischen Zwischenspiels von Kirchenmusikdirektor Jörg Wöltche an der Orgel wechselte rasant die Bühnenbesetzung und der Musikstil vom klassischen Chor und Orchester zum Gospelchor „PraySing“, ebenfalls unter Wöltches Leitung, der mit mitreißenden Spirituals die folgenden Grußworte zu einem Erlebnis machte.

In mehreren Blöcken begrüßten Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Politik das Pfarrerehepaar und zeigten eine große Wertschätzung für die Arbeit der Gemeinde und für die „Neuen“.

Drei Stunden nach der eröffnenden Bach-Sinfonia erklang der letzte Gospel. Eine festliche, durchaus lange, aber zu keinem Zeitpunkt langweilige Veranstaltung ging zu Ende. Was für ein Empfang!