Eine Mesnerin halt

Lydia Medwedew in St. Salvator in den Ruhestand verabschiedet

Um sie ging es am 3. Sonntag nach Epiphanias: Lydia Medwedew

Schweinfurt, 26. Jan. 2014. In ihren 15 Dienstjahren plus einem Monat als Mesnerin in St. Salvator im Zürch hat Lydia Medwedew den Wechsel und Wandel dieser Kirchengemeinde hautnah miterlebt und dabei einige Pfarrerinnen und Pfarrer kommen und gehen sehen: Jörg Woltmann, Tais Kind Strelow, Elke Münster und Gisela Bruckmann.

Nun wurde sie selbst von Letztgenannter im Gottesdienst am 3. Sonntag nach Epiphanias offiziell von ihrer Aufgabe entpflichtet und in den Ruhestand verabschiedet. „Auch durch den Dienst von Menschen bringt Gott uns seine Zuwendung nahe“, betonte die Pfarrerin in ihrer Begrüßung. Annehmen und Loslassen, Abschied und Neuanfang stünden unter Gottes Segen. Sie resümierte die vielfältigen Dienste der „Mutter der Gemeinde“, die sie daher mit einem lachenden, aber zugleich mit einem weinenden Auge ziehen lasse.

Und Dekan Oliver Bruckmann meinte im Rahmen seiner Predigt: „Die gehört zu denen, deren Namen sich die Leute meist gar nicht merken. Die Mesnerin halt!“ Aber Gott brauche besonders die kleinen Leute, damit er in der Welt zu Wort komme. „Danke, lieber Gott, dass du uns auch durch unsere Mesnerin suchst und findest.“

Frau Medwedew war 1995 mit ihrem Mann Eugen (Jewgeni) aus dem Ural nach Deutschland gekommen und hatte am 1. Januar 1999 ihre Stelle in St. Salvator angetreten. „Gott hat’s so gemacht und uns hierher gebracht“, bedankte sich die zu Tränen Gerührte vor der Gemeinde. „Wir haben viel Freude bei euch gehabt.“ Ihre letzten beiden Amtshandlungen bestanden im Herumreichen des Klingelbeutels und im Anschalten der Vaterunser-Glocke.

Der Kirchenchor sang das irische Segenslied „Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand“. Organistin Petra Hurth, zusammen mit Karin Baltes (Violine/Saxofon) und Dagmar Woltmann (Flöte), gestaltete den feierlichen Gottesdienst solistisch aus, unter anderem mit „Time to say Goodbye“.

Nebenan im Georg-Spalatin-Haus, wo sich der St. Salvator-Kindergarten befindet und Familie Medwedew weiterhin wohnen wird, gab es bei einem Sektempfang und anschließendem Weißwurstessen weitere Grußworte. Unter anderem bedankte sich Pfarrer i. R. Woltmann, der mit Frau Medwedew sieben Jahre zusammengearbeitet hatte, dass sie als Ansprechpartnerin für russische Aussiedler fungiert und diese in die Kirche gebracht habe. Auch sei sie für ihn bei seelsorgerlichen Gesprächen mit Russlanddeutschen eine einfühlsame Übersetzerin gewesen. Ilse Heusinger, die Vertrauensfrau des Kirchenvorstandes, trug ihr Dankeschön in gereimter Form vor und stellte dabei besonders den Fleiß und die Selbstlosigkeit der Geehrten heraus. Im Namen des Kirchenvorstandes überreichte ihr die Pfarrerin ein Sparschwein als Angelt für eine „Reise in die Freiheit“. Auch Repräsentanten des Kindergartens, des Bürgervereins Zürch, Heike Gröner vom Evangelischen Frauenbund und die Landtagsabgeordnete Kathi Petersen unterstrichen durch ihre Anwesenheit ihre hohe Wertschätzung für Lydia Medwedew – eine Mesnerin halt. Sie wird fortan St. Salvator als normales Gemeindeglied die Treue halten.