Er freut sich

Ordination von Pfr. z. A. Andreas Grell in St. Johannis

Würdig: Der frisch gebackene Pfarrer Anreas Grell

Schweinfurt, 4. Oktober 2014. Gerade mal eineinhalb Monate wohnt er in Schweinfurt, und schon kritisiert Pfarrer Andreas Grell einen Schweinfurt-kritischen Zeitungsartikel. Darin steht, dass die Stadt es schwer habe, gegenüber der Barockstadt Würzburg und dem mittelalterlichen Kleinod Bamberg nahebei zu bestehen. Allenfalls biete Schweinfurt etwas auf den zweiten Blick. Hingegen hat Grell gleich „auf den ersten Blick gesehen, dass sich hier gut leben lässt.“ Dies betonte er in seinem Dankeswort beim Empfang im Martin-Luther-Haus. Des Applauses der vielen anwesenden Schweinfurter und ihrer Sympathie konnte er daher bis auf Weiteres sicher sein.

Anlässlich seiner Ordination war die Johanniskirche gut gefüllt. Neben den auf ihren neuen Pfarrer recht gespannten Gemeindegliedern hatten sich sowohl aus seinem Heimatdorf Treinfeld im Kreis Haßberge Bekannte eingefunden als auch Studienfreunde aus Neuendettelsau und Erlangen, die ihr Examen noch vor sich haben. Ebenfalls angereist waren viele  „Sympathisanten“ aus Nürnberg-Ziegelstein, wo Grell zuvor zwei Jahre als Lehrvikar an der Melanchthonkirche gewirkt hatte. Überall hat er offenbar erinnerungswürdige Spuren hinterlassen.

Voller Vorschusslorbeeren artikulierte deshalb auch Dekan Oliver Bruckmann in der Begrüßung seine Freude und Ehre, den neuen Pfarrer präsentieren zu dürfen. Dieser habe „alle Voraussetzungen erfüllt, eine Pfarrstelle anzutreten“. Er trage ab sofort Mitverantwortung für die Gottesdienste in St. Johannis und St. Salvator, für Kasualien und Seelsorge, für Religionsunterricht, Konfirmanden, Erwachsenenbildung, Gemeindeentwicklung und so weiter. Symbolisch überreichte er Grell ein dickes Ringbuch mit der allerneuesten liturgischen Ordnung für Gottesdienste.

Pfarrer Grell stellte sodann die Ordinationsassistenten persönlich vor: Pfrin. Berthild Sachs: seine Gemeindementorin aus Nürnberg, Pfr. Stefan H. Brandenburger: seinen dortigen Schulmentor, Elisabeth Dämmrich: Vertrauensfrau des Kirchenvorstands von St. Johannis, Doris Grell: seine Mutter, Friederike: seine Freundin und Stefan Körner: seinen Freund aus der Heimatgemeinde.

Die Predigt und den anschließenden Ordinationsakt übernahm Regionalbischöfin Gisela Bornowski (Kirchenkreis Ansbach-Würzburg). Unter Bezugnahme auf den Predigttext aus dem Römerbrief (Kap. 10,14-21) sagte sie euphorisch, Grell dürfe sich als „Freudenbote“ fühlen, der das Evangelium verkündigt: „Sie haben einen erfüllenden, schönen Beruf erwählt.“

Doch dann kehrte sie auch schon auf den Boden der Tatsachen zurück: Die Aufgaben des Pfarrerberufes hätten sich, etwa im Blick auf Verwaltung und Vakanzvertretungen, in den letzten Jahren ausgeweitet. Ebenso sei die Gemeindearbeit differenzierter geworden. Viele fühlten sich als Manager und Organisatoren fehlbesetzt. Außerdem sei die Zahl der Kirchenaustritte derzeit sehr hoch. Manche zeigten sich von Pfarrern oder kirchlichen Stellungnahmen enttäuscht: „Nicht alle werden Ihnen Beifall klatschen!“

Der Trost der Bischöfin durfte aber nicht fehlen: Beim Pfarrerberuf komme es auf dreierlei an, führte sie aus: 1. Glaube und Kirche würden einzig durch Hören auf Gottes Wort wachsen. 2. Die Wirkung des Wortes könne aber nur Gott selbst vollbringen. Grell werde zwar durch die Ordination bevollmächtigt, das Wort zur Sprache zu bringen, aber „Gott wird das Seine auch dazutun.“ 3.  Voraussetzung dafür, dass Pfarrerinnen und Pfarrer etwas in die Begegnung mit Menschen einbrächten, sei das Schweigen. Sie müssten erst einmal selber auf Christi Wort hören.

Dann kam der große Moment, an den sich jede/r Geistliche sein Leben lang erinnert: die Ordination. Regionalbischöfin Bornowski: „Bist du bereit, dieses Amt zu übernehmen, so bezeuge es vor Gott und dieser Gemeinde.“ – „Ja, mit Gottes Hilfe“. Dekan Bruckmann: „Bist du bereit, den Dienst eines Pfarrers in der Gemeinde St. Johannis zu übernehmen?“ – „Ja, mit Gottes Hilfe.“ Unter Handauflegung und begleitet von biblischen Voten seiner sechs Assistenten empfing Pfr. z.A. Grell den Segen. Ferner überreichte ihm die Bischöfin ein Ordinationskreuz.

Die erste Amtshandlung des Neuen bestand in der Einsetzung und Feier des Abendmahls. Drei große Kreise bildeten sich dazu um den Altar. Jede und jeder wollte (möglichst) aus seiner Hand Brot und Wein empfangen. Indessen gestalteten die St. Johannis-Kantorei unter Leitung von KMD Andrea Balzer sowie Elena Hermann an der Flöte den Festgottesdienst musikalisch würdig aus.

Und nun zurück zum anschließenden Empfang im vollen Martin-Luther-Gemeindehaus: Schweinfurts II. Bürgermeisterin Sorya Lippert wünschte dem II. Pfarrer von St. Johannis „viel Mut für die neue Aufgabe, vor allem den Mut, das Wort (Gottes) auch einzufordern.“  Die beiden KV-Vertrauensfrauen Elisabeth Dämmrich (St. Johannis) und Ilse Heusinger (St. Salvator) traten gemeinsam zum Gruß ans Mikrofon: Endlich brenne im Pfarrhaus wieder Licht. Mit Grell sei ein junger, engagierter Pfarrer in die Gemeinde gekommen. „Die Sympathie fliegt Ihnen nur so zu“ (Heusinger).

Die stellvertretende Seniorin des Pfarrkapitels, Pfrin. Christhild Grafe, die als Vorvorgängerin Grells besagtes Pfarrhaus bewohnt hatte, freute sich, „dass wir nun jemand Junges im Pfarrkapitel haben“. Damit er seine 38 Kolleginnen und Kollegen schnellstmöglich kennenlernen möge, überreichte ihm Grafe deren Konterfeis auf einer Scheckkarte – natürlich mit Lupe dazu.

Ferner überbrachte eine Vertreterin der  Heilig-Geist-Gemeinde Grüße der katholischen Nachbarn, und auch Pfr. Grells Vater ließ es sich nicht nehmen, seinen Sohn zum Abschluss seiner Ausbildung zu gratulieren.

Neben erwähntem Lob auf Schweinfurt betonte der Neue in seinem Schlusswort, er habe eine große Portion Freude und Neugier mitgebracht, quasi neun Jahre auf diesen Augenblick hin gelebt. Ja, er freue sich, ließ er noch mehrfach anklingen. - Dass gerade in der Arbeiterstadt Schweinfurt auch harte Arbeit angesagt ist, wird Pfr. Grell sicher bald merken. Allein schon am neuen Gottesdienstbuch hat er schwer zu tragen.

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