Ultrakurze Vakanz

Einführung von Pfarrerin Grit Plößel in Niederwerrn

Pfarrerin Grit Plößel an ihrem großen Tag

Niederwerrn, 9. Juni 2013. Die Dorfkirche war brechend voll wie an Heiligabend. Nicht nur viele Niederwerrner waren, sicher auch ein wenig neugierig, gekommen und darauf gespannt, die neue Pfarrerin kennen zu lernen. Auch aus Grit Plößels bisheriger Wirkungsstätte, der Schweinfurter Christuskirchen-Gemeinde, sah man etliche bekannte Gesichter, allen voran natürlich den Ersten Pfarrer Martin Schewe und die dortige KV-Vertrauensfrau Inge Herrmann, die bei der Segnungsfeierlichkeit assistierte. Erst vor drei Wochen war sie in der „Arche“ Dittelbrunn feierlich verabschiedet worden. Zudem zogen einige Kolleginnen und Kollegen aus dem Dekanatsbezirk hinter dem Kirchenvorstand mit ein, vor allem diejenigen, die durch Mehrarbeit die Vakanz hatten überbrücken helfen.

Bereits im Pfarrhaus nebenan, in seiner Begrüßung der aktiv am Gottesdienst Mitwirkenden, hatte Dekan Oliver Bruckmann recht zufrieden auf die „ultrakurze Vakanzzeit“ von nur sieben Monaten hingewiesen und wiederholte dies in seiner Ansprache vor der Gemeinde: „Eine kürzere Vakanz hatten wir im Dekanat kaum. Eine alte Bekannte hat sich da auf den Weg gemacht nach Niederwerrn.“ Denn Pfarrerin Plößel ist den Niederwerrnern seit ihrer Vakanzvertretung in der Zeit zwischen Pfrin. Dr. Tais Strelows Weggang und der Installation von Pfarrerehepaar Annette und Edson Schumacher noch gut vertraut.

Glückliche Umstände führten nun zu ihrer Bewerbung und zu der raschen, unkomplizierten Amtsübertragung mit Wirkung vom 1. Juni 2013. Der Dekan charakterisierte die Neue als „fleißige, kompetente Pfarrerin“, als „eine gute Predigerin, Liturgin mit Herz für die Kirchenmusik und für Kinder und Jugendliche“.

Aber auch die Gemeinde lobte er, vor allem die vielen Ehrenamtlichen, die sich für die Bewahrung der Schöpfung stark gemacht und das kirchliche Umweltmanagement „Grüner Gockel“ eingeführt hätten. Auch der rührige Frauen- und Diakonieverein feiere heuer sein 100-jähriges Bestehen. Kurzum: „Gaben, Aufgaben und Begabungen treffen hier aufeinander.“ Pfrin. Plößel werde bestimmt ihre Gaben gut einbringen können.

Während der Dekan sie für ihren Dienst unter Handlauflegung segnete, sprach sie ihrerseits Gottes Segen Michaela Gobs-Knoche für deren Arbeit zu. Seit September 2012 ist nämlich Plößel Ansprechpartnerin für die Religionspädagogin im Vorbereitungsdienst und hat sie sozusagen von der Christuskirche nach Niederwerrn „mitgenommen“.

In ihrer Predigt kam die Pfarrerin zunächst auf die prekäre Hochwassersituation in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu sprechen und bekundete ihre Betroffenheit. Auch im Predigttext des Tages gehe es um Wasser. Gott appelliere wie ein Marktschreier an sein Volk: „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser“ (Jesaja 55,1ff.). Dies sei jedoch „ein warmherziges Werben“: Denn Gott nehme die Menschen mit ihrer Sehnsucht wahr und werbe um ihr Vertrauen. Zudem sei sein Angebot nicht begrenzt; er biete ein Leben in Fülle.

Die Pfarrerin kritisierte die „Geiz ist geil“- und Schnäppchenjägermentalität und stellte ihr ein Zitat von Arne Garborg entgegen: "Für Geld kriegt man alles. So sagt man - aber das ist nicht wahr. Man kann Essen kaufen, aber nicht Appetit. Arzneimittel, aber nicht Gesundheit. Wissen, aber nicht Klugheit. Glanz, aber nicht Schönheit. Spaß, aber nicht Freude. Bekannte, aber nicht Freunde. Die Schale lässt sich kaufen, aber nicht der Kern."

Abschließend wünschte die Pfarrerin, dass die Niederwerrner eine einladende Gemeinde sein mögen, wo lebendige Gottesdienste gefeiert würden, denn Gottes Angebot könne jede und jeder weitergeben. „Den Kern kriegt man von Gott!“

Ein Empfang mit Grußworten im Martin-Luther-Gemeindehaus schloss sich an. Dazu noch ein Kurzbericht aus der Presse:

"'Hinter den Christen hier', so begann Niederwerrns Bürgermeister Peter Seifert verschmitzt, 'liegt keine einfache Zeit. Die katholische Kirchengemeinde musste einige Wochen ohne Papst auskommen und die evangelische sieben Monate ohne eigenen Pfarrer!' Umso mehr freuten sich Peter Seifert und seine Niederwerrner über den offiziellen Dienstantritt von Pfarrerin Grit Plößel. [...]

Beim Empfang im Martin Luther-Haus zeigten sich Vertreter der Kirchen erfreut über das Ende der 'pfarrerlosen' Zeit. Sechs verschiedene Pfarrer hatten sich während der siebenmonatigen Vakanz den 'Job geteilt' und die Gemeindemitglieder von Nieder- und Oberwerrn begleitet. Doris Englisch, die Vertrauensfrau im Kirchenvorstand, bedankte sich bei den Pfarrerinnen und Pfarrern und bei den Sekretärinnen im Pfarramt, die die Einsätze der Geistlichen koordinierten." (aus: Schweinfurter Tagblatt vom 11. Juni 2013, S. 25, Verf.: hph)