#ChurchforFuture: Das evangelisch-lutherische Dekanat Schweinfurt stellt sich hinter die Jugendlichen von „Fridays for Future“

Die Forderungen der Jugendlichen nach mehr Klimaschutz sind auch unser Anliegen.

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Die erste Klima-Demo in Schweinfurt. Foto: Elias Bretscher

Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung: Mit diesen Forderungen begann der sogenannte „konziliare Prozess“ bei der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1983 in Kanada. Drei Forderungen, die eng miteinander verknüpft sind. Die Kirchen auf der ganzen Welt setzen sich seit langem für diese Ziele ein. 

Im Jahr 1990 in Seoul formulierten die Delegierten dann zehn „Grundüberzeugungen“, die alle Christinnen und Christen weltweit miteinander verbinden. Eine davon spricht von unserer Verantwortung für die Schöpfung, wie sie auch schon in der Schöpfungserzählung festgehalten ist: „Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ (1. Mose 2, 15) 

Die weltweite Kirche steht daher in der Verantwortung vor Gott und der Welt: Sie hat den Auftrag, diese Erde und die ganze Schöpfung zu bewahren und den nachfolgenden Generationen so weiterzugeben, dass auch sie gut und wohlbehalten darin leben können.

Die 9. Grundüberzeugung von Seoul geht darüber hinaus besonders auf die Kinder und Jugendlichen ein. Sie liest sich, als hätten die Verfasserinnen und Verfasser von 1990 die Proteste der Jugendlichen von heute im Blick gehabt: „Wir bekräftigen die Würde und das Engagement der jüngeren Generation. […] Jesus zeigte eine besondere Wertschätzung für die jüngere Generation. […] Wir erkennen ihr Recht an, bei Entscheidungen, die ihr Leben und ihre Gemeinschaft betreffen, eine prophetische Stimme zu erheben. Wir bekräftigen, dass die Rechte und Bedürfnisse junger Menschen entscheidende Kriterien für die Bestim­mung der Prioritäten in Bil­dung und Entwicklung sind. Wir werden jeder Politik oder Autorität widerstehen, welche die Rechte der jungen Generation missachtet, sie missbraucht und ausbeu­tet.“

Seit Wochen gehen nun Jugendliche auf der ganzen Welt auf die Straße. Sie fordern mehr Klimaschutz und eine drastische, ernsthafte Wende in der Klimapolitik, denn sie werden diejenigen sein, die unter dem Klimawandel zu leiden haben. Auch in Schweinfurt wird am 15. März, dem weltweiten Aktionstag, wieder eine Demonstration stattfinden. 

Das evangelisch-lutherische Dekanat Schweinfurt stellt sich hinter die Forderungen der Jugendlichen. Ihr werteorientiertes Eintreten für die Bewahrung der Schöpfung ist auch unser Anliegen. Alle wissenschaftlichen Untersuchungen weisen darauf hin, wie dringend jetzt drastische Maßnahmen zu mehr Klimaschutz umgesetzt werden müssen, um die Lebensgrundlagen der jungen Menschen für die Zukunft zu erhalten. Es gehört zum Kernbestand unseres Glaubens, dass wir das „ängstliche Harren der Kreatur“ (Römer 8,19) ernst nehmen. Unser Auftrag ist es, für die Schwachen einzutreten und damit auch für die Natur, die Kinder und Jugendlichen. Gleichzeitig wollen wir unseren Einsatz für Arme und Benachteiligte nicht vernachlässigen.

Als Kirche vor Ort haben wir schon in den letzten Jahrzehnten viele Maßnahmen zum Klimaschutz umgesetzt. Mehrere Kirchengemeinden in unserem Dekanat (Gochsheim, Niederwerrn und Schweinfurt-Christuskirche) praktizieren seit Jahren ein kirchliches Umweltmanagement und sind dafür mit dem „Grünen Gockel“ zertifiziert worden. Darüber hinaus gibt es im kirchlichen Bereich viele Initiativen zu Klima- und Umweltschutz, etwa das „Repair-Café“, das durch die Reparatur defekter Gegenstände Ressourcen schont. 

Die Proteste der Schülerinnen und Schüler machen uns schmerzlich bewusst: Es reicht nicht, sich auf dem Erreichten auszuruhen. Wir werden daher weiterhin intensiv daran arbeiten, unsere eigene Arbeit deutlich klimafreundlicher zu gestalten. Es reicht offenbar auch nicht, auf freiwilliges Engagement einzelner zu setzen, sondern wir als ganze Gesellschaft müssen neue Prioritäten setzen. Gute Lebensbedingungen zu erhalten und die menschengemachte Klimaveränderung einzudämmen, muss einen deutlich höheren Stellenwert in unserem Handeln haben. 

Wir fordern daher nicht nur unsere Gemeindeglieder, sondern alle Menschen auf, ihr eigenes Verhalten zu überprüfen und ernsthafte Schritte hin zu mehr Klimaschutz zu unternehmen. Die gerade begonnene Fastenzeit könnte für einige ein Anstoß sein, erst einmal für einen begrenzten Zeitraum auf eigene klimaschädliche Gewohnheiten zu verzichten. 

Ebenso fordern wir die Verantwortlichen in der Politik auf allen Ebenen auf: Leiten Sie eine echte, deutliche und wirksame Wende in allen Politikbereichen zur CO2-Reduzierung ein. In allen Bereichen: Energie, Verkehr, Wohnen, Landwirtschaft und Industrie. Unser persönliches und privates Handeln, auch im Rahmen der Kirchengemeinden, ist ein wichtiger Beitrag. Aber ohne die Weichenstellungen der Politik wird keine nachhaltige Wende möglich sein. 

Der Schutz unserer Kinder und Jugendlichen und die Bewahrung der Schöpfung sollte uns jede Anstrengung wert sein.

Schweinfurt, den 9.3.2019

Oliver Bruckmann, Dekan
Heiko Kuschel, stv. Dekan
Dr. Wolfgang Weich, Senior 

 

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