Bericht: Dekanatssynode 2006

Den Himmel offen sehen


Es dürfte wahrscheinlich in diesem Jahr 2006 die einzige Synode in unserem Dekanat gewesen sein. Am Sa., dem 11. März 2006, fanden sich im Gemeindezentrum von Sennfeld rund 100 Vertreterinnen und Vertreter der 27 Gemeinden ein, um zunächst dem Bericht des Dekans zu lauschen. Es war sein letzter und daher vom Rückblick auf sein 10-jähriges Wirken in Schweinfurt und vom Dank geprägt. Dekan Walter Luithardt wörtlich: "Die Konzentration auf das ´Kerngeschäft der Kirche` ist die Konzentration auf die Verkündigung durch Wort und Sakrament und die tätige Nächstenliebe." Und: "Es ist gerade unsere Volkskirchlichkeit, die uns missionarisch werden lässt: Offen und öffentlich für alle da zu sein, ist die Herausforderung für unsere Zukunft." Mehrfach gebrauchte er das Bild des offenen Himmels: "Wir wollen auch in schwierigen Zeiten unter dem offenen Himmel zusammenbleiben. So wünsche ich uns allen, dass der Herr uns immer wieder ein hörendes Ohr schenkt und uns die Augen öffnet für unsere Zukunft in seiner Zukunft" (vollständiger Wortlaut, s. unten).

Im Übrigen wurden auf der Synode viele Berichte schriftlich verteilt bzw. mündlich vorgetragen. U. a. präsentierten sich die Erwachsenenbildung, das Diakonische Werk und die ev. Jugendarbeit.

Im Bild: Dekanatsjugendreferent Johannes Hofmann bei seinem unterhaltsamen Rückblick auf Kinder- und Jugendfreizeiten 2005.

 

Ferner stand die im Oktober stattfindende Kirchenvorstandswahl im Blickpunkt des Interesses: Was ist bis dahin zu beachten? Wie findet man geeignete Kandidatinnen und Kandidaten? Und natürlich wurde über die kommenden Haushalte lebhaft diskutiert. Wie lassen sich bei knapper werdenden Finanzen die Geldmittel unter den Gemeinden gerecht verteilen?
Mit gespannter Erwartung wurde schließlich das Besuchsprogramm unserer evangelischen Partnergemeinden aus Rio de Janeiro präsentiert. Sechs Vertreter werden vom 29. Mai bis zum 19. Juni in Schweinfurt weilen. Am 1. Juni findet um 19.00 Uhr ein Abend der Begegnung im Martin-Luther-Haus statt.

 

Gelungene Moderation:


Präsidiumsmitglieder Inge Kiesel


und Marion Beck-Winkler (Bild)

 

 

 

 

Letzter Bericht des scheidenden Dekans Walter Luithardt

 

   

gehalten auf der Dekanatssynode 

in Sennfeld - Senntrum

am 11.03.2006

 

Liebe Synodalinnen und Synodale, verehrte Gäste, liebe Schwestern und Brüder,

wie Sie an dem Umfang des Berichts erkennen, ist dieser ein echtes Gemeinschaftswerk. Viele haben dazu beigetragen als Beauftragte, als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Arbeitsfelder und aus den kirchlichen Arbeitsbereichen.

Zuerst deshalb herzlichen Dank an alle, die aus ihrem Arbeitsfeld berichtet haben. Sie erkennen daran, wie vielfältig die Arbeit in unserem Dekanatsbezirk ist und welches große Engagement – oft neben den sonstigen Aufgaben – dort eingebracht wird. Besonderer Dank an Frau Ursula Dressel und Herrn Dr. Siegfried Bergler für die Zusammenstellung und Gestaltung des Synodenberichtes.

1. Den Himmel offen sehen

„Damit für Sie der Himmel offen bleibt, haben wir auf Erden viel zu tun“, sagt ein Werbespruch der Lufthansa. Treffender kann ich es auch nicht sagen, was unsere Grundprofession ist und was unser Kerngeschäft als Kirche ausmacht.

Der größte Fehler der Kirche wäre es, ihrerseits gottlos zu werden und in der Krise nicht mehr mit Gott zu rechnen. Die Konzentration auf das „Kerngeschäft der Kirche“ ist die Konzentration auf die Verkündigung durch Wort und Sakrament und die tätige Nächstenliebe.

Wer sich in der Kirche auf dieses „Kerngeschäft“ konzentriert, muss mit Aufregung in der Organisation rechnen. Es geht um Menschen, Arbeitsplätze und Budgets, kurzum es sind handfeste Interessen im Spiel, keineswegs nur theologischer Art. Es geht um Arbeitsplätze und Lebensplanungen. Ich nehme auch die Befürchtungen ernst, die meinen, ein größeres Aufgabengebiet nicht mehr bewältigen zu können. Trotzdem denke ich, dass es uns im Dekanatsbezirk Schweinfurt gelungen ist, uns rechtzeitig darauf einzustellen. Niemand muss nach den jetzigen Gegebenheiten um seinen Arbeitsplatz fürchten. Erfreulicherweise gilt das nach dem derzeitigen Kenntnisstand auch für unsere Kindergartenmitarbeiterinnen.

Zu einer rechtzeitigen und bedarfsgerechten Personalplanung gehört natürlich auch eine Aufgabenkritik. Was ist notwendig, was wünschenswert und worauf könnte verzichtet werden? Ein stärkeres Aufeinander-Zugehen und -Eingehen der Haupt- und Ehrenamtlichen könnte noch manche verborgene Schätze von dem großen Reichtum der Begabungen sichtbar werden lassen. Dies gilt besonders für die Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten zur Kirchenvorstandswahl.

Nach wie vor erweisen sich Ortsgemeinde und Pfarramt als die stabilsten Formen kirchlicher Präsenz. Das kirchliche Bauwesen muss sich auf die Bedürfnisse der Gemeindearbeit ausrichten. Dies hat Oberkirchenrat Hofmann, der frühere Leiter des Landeskirchenamts, in einem Statement aus dem Jahr 1973 festgestellt. Uneingeschränkt hat seine damalige Mahnung auch heute noch Gültigkeit: „Die Gemeinde der Zukunft muss davor bewahrt werden, Gebäude zu unterhalten, die einen hohen Aufwand erfordern.“

Die Herausforderungen werden nicht geringer. Mit einem treffenden Vergleich hat Walter Jens auf die rasante Entwicklung aufmerksam gemacht. Er stellte einmal fest: Was die Veränderung des gesellschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Weltbilds angehe, so seien zwischen Martin Luther und dem Neuen Testament ein Tag, zwischen Luther und der heutigen Situation aber vergleichsweise 1000 Jahre vergangen.

2. Vom offenen Himmel erzählen

Missionarisch Volkskirche sein – das ist ein gutes Motto.

Wir können gar nicht aufhören, Volkskirche zu sein. Sie ist stets an das ganze Volk gewiesen. Es ist gerade unsere Volkskirchlichkeit, die uns missionarisch werden lässt: Offen und öffentlich für alle da zu sein, ist die Herausforderung für die Zukunft. Zwar weiß niemand zu sagen, wie lange unsere Kirche in ihrer jetzigen Form Bestand haben wird. Aber dennoch ist die Volkskirche, wie wir sie heute bei uns vorfinden, ein Gefäß, in das Gott immer aufs Neue seine guten Gaben hineinlegt (vgl. 2. Korinther 4,7). Dabei geht es nicht um die Gleichsetzung einer volkskirchlichen Gemeinde mit dem Bild des „Leibes Christi“, wie das Neue Testament beschreibt, also mit der Schar derer, die an Jesus Christus als ihren Herrn glauben und ihm nachfolgen. Die Ortsgemeinde mit dem als Säugling Getauften ist nicht identisch mit der Gemeinde der Jünger Jesu Christi, wie das Neue Testament sie sieht. Aber alle Getauften stehen unter der Verheißung, auf die hin sie getauft sind. Sie sind und bleiben demnach für die Volkskirche Menschen der Hoffnung, denen in besonderer Weise das Wort der Verkündigung gilt, die sie zum Glauben an Jesus Christus ruft, zur bewussten Annahme und Realisierung dessen, was Jesus Christus ihnen in der Taufe zugesprochen und verheißen hat.

Viele bewährte und neue Veranstaltungen in den Gemeinden unseres Dekanates – und dafür bin ich dankbar – sind missionarisch. Mission ist ja nicht nur eine Veranstaltung, sondern eine Haltung. Wir wissen, dass wir nicht die Endverbraucher der Liebe Gottes sind. Deshalb müssen wir uns davor hüten, die Liebe Gottes zu genießen, ohne sie auch anderen zu gönnen, die darauf warten.  Im Dialog der Religionen hören wir nicht nur gelegentlich Kritik, die uns nachdenklich machen muss: „Zu wenig seien die Christinnen und Christen erkennbar in dem, was sie glaubend in das Gespräch einzubringen hätten, zu still, fast verschämt im Bezeugen des Eigenen“. Mission sucht viele Wege zu den Menschen, nach denen Gott sich sehnt. Die Ausdrucksformen unserer Mission müssen sich daran messen lassen, ob sie der Mission Gottes dienen oder nicht. Wir müssen in einer sich immer mehr pluralisierenden kulturellen Landschaft die Perspektive wechseln und die Zugänge zum Glauben überprüfen. Wie zugänglich sind wir aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen, aus der Sicht von Arbeitslosen, aus der Sicht der Gebildeten..... usw. Allerdings gilt auch da: „Wer sich mit dem missionarischen Zeitgeist verheiratet, wird schnell zur Witwe“ (Michael Herbst). Eine missionarische Volkskirche ermöglicht viele Wege zu den Menschen.

3. Unter dem offenen Himmel handeln

Gottes Liebe und Nächstenliebe können nicht voneinander getrennt werden. Kirche ist Diakonie oder sie ist nicht Kirche. Diakonie ist Kirche oder sie ist nicht Diakonie. Gottes- und Menschennähe in einem zu leben und zu fördern, das macht das Kerngeschäft der Kirche aus.

Diakonie geschieht in erster Linie in den Gemeinden. Gottes Menschenliebe will durch unser Engagement als Christinnen und Christen sichtbar werden.

Daneben brauchen wir das Diakonische Werk für die vielen Aufgaben, die die Ortsgemeinden überfordern würden. Als Vorsitzender des Verwaltungsrates weiß ich, welche Herausforderungen und Veränderungen von den Mitarbeitenden bewältigt werden müssen. Dieser engagierten Beweglichkeit gilt mein besonderer Respekt und Dank. Pfarrer Keßler-Rosa wird als Vorstand des Diakonischen Werkes einen kurzen Ein- und Überblick geben.

4. Partnerschaften

Partnerschaften machen uns reicher, weil wir über unseren Kirchturm hinaussehen. Die Partnerschaft unser Landeskirche mit Brasilien hat es ermöglicht, dass Frau Pfarrerin Dr. Tais Kind Strelow als Austauschpfarrerin für sechs Jahre in unser Dekanat als Pfarrerin auf der 3. Pfarrstelle an St. Johannis gekommen ist. Nochmals ein herzliches Willkommen und Gottes Segen für die gemeinsame Arbeit. Wir freuen uns, dass in diesem Jahr vom 29. Mai bis 19. Juni wieder eine Gruppe aus den vier  bzw. sechs Kirchengemeinden in Rio de Janeiro kommt. Herzlichen Dank allen, die die Partnerschaft mit Leben erfüllen und diesen Besuch so gut vorbereiten. Neben der Kindertagesstätte Bom Samaritano sollten die Kirchengemeinden noch stärker in den Blick kommen. Vom Brasilienkonto sollten deshalb beide Anliegen unsere Unterstützung finden können. Ein entsprechender Antrag wird Ihnen vorgelegt werden. In den letzten 10 Jahren konnten wir € 179.982,00 überweisen. Dafür sage ich herzlichen Dank.

Frau Käser wird über die Besuchsreise vom 29. Mai bis 19. Juni 2006 uns die nötigen Informationen geben.

5. Unter dem offenen Himmel Verantwortung weitergeben

Vieles bleibt bruchstückhaft, nicht nur in diesem Dekansbericht – manches wäre sicher noch erwähnenswert gewesen – nicht nur in unserem Dienst als Pfarrerinnen und Pfarrer und Mitglieder der Kirchenvorstände, sondern auch in meinem 38-jährigen Dienst als Pfarrer (5 Jahre Vikariat Rotthalmünster/Bad Füssing - 11 Jahre in der Kirchengemeinde Goldbach-Hösbach – 12 Jahre Diakonisches Werk Coburg – 10 Jahre Dekan in Schweinfurt). Es war und ist eine reicherfüllte Zeit. Meinem Nachfolger/meiner Nachfolgerin wünsche ich, dass ihm/ihr der Herr ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge schenkt, dass der Himmel offen ist. Wir können Kirche doch nicht „machen“ - Martin Luther hat schon recht, wenn er sagt: „Wir sind’s nicht gewesen, unsere Vorfahren waren’s nicht und unsere Nachfolger werden’s auch nicht sein, sondern es ist der Herr, der Gemeinde baut und Kirche erhält.“

Meinen Dienst als Gemeindepfarrer und Dekan habe ich gern gemacht.

Am Schluss des Berichtes soll der Dank stehen. Dank Ihnen als Synodalinnen und Synodale für Ihre Arbeit in der mit dieser Synode zu Ende gehenden Synodalperiode. Mit ihrer Arbeit in der Synode haben Sie Leitungsverantwortung auf der Ebene des Dekanatsbezirks übernommen und wesentliche Entscheidungen für unseren Dekanatsbezirk mit bestimmt. Die Zusammensetzung der nächsten Dekanatssynode wird im Anschluss an die Kirchenvorstandswahlen am 22. Oktober 2006 bestimmt werden und in Folge der Synodalwahlen werden auch die anderen Gremien neu besetzt werden. Sollten Sie nicht mehr kandidieren oder nicht mehr gewählt werden, bitte ich Sie dennoch, in ihrer Gemeinde weiterhin mitzuarbeiten und sich am Ort einzumischen. Ich danke Ihnen für Ihr Engagement, das ein Stück allgemeines Priestertum aller Glaubenden deutlich werden lässt, denn auch auf der Leitungsebene des Dekanatsbezirks arbeiten Haupt- und Ehrenamtliche zusammen.

Mein besonderer Dank  gilt weiter dem Dekanatsauschuss. Ihr ehrenamtliches Engagement kostet viel Zeit und Kraft. Wir haben aufeinander gehört und gemeinsame Wege gefunden. Mein Dank gilt den beiden Präsidiumsmitgliedern Frau Marion Beck-Winkler und Frau Inge Kiesel.

Mein Dank gilt nicht zuletzt Frau Kohlmeier, der Leiterin des Kirchengemeindeamtes. Sie haben Gedanken und Beschlüsse in „verwaltungsgemäße Bahnen“ gebracht.

Wir wollen auch in schwierigen Zeiten unter dem offenen Himmel zusammenbleiben. So wünsche ich uns allen, dass der Herr uns immer wieder ein hörendes Ohr schenkt und uns die Augen öffnet für unsere Zukunft in seiner Zukunft.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Dekan Walter Luithardt