"Du bist ein Phänomen"

Tag der Offenen Tür am Oberen Marienbach

Auch wenn die Schäfchen nur ein Taschenaufdruck waren, - das Grün des Gartens erinnerte an ein Biotop mitten in der Stadt

Schweinfurt, Pfingstsamstag 23. Mai 2015. „Lassen Sie uns singen himmelwärts: Halleluja“. Gerade als die Seniorenband diesen Appell sang, mag zwar der Blick zum Himmel etwas bedenklich gestimmt haben. Aber auch in diesem Jahr hatte der Evangelische Frauenbund Schweinfurt zweifellos besondere Beziehungen nach oben. Denn unten im Mehrgenerationen-Garten Am Oberen Marienbach blieb es angenehm warm und vor allem trocken. „Das Paradies ist längst schon da, Halleluja“, heißt es bekanntlich in jenem Lied weiter.

Wieder hatte dorthin die Vorsitzende Heike Gröner im Rahmen der Seniorenwochen unter dem Motto „Jugend trifft Senioren“ zum Tag der Offenen Tür geladen. Bereits vor der offiziellen Eröffnung waren so gut wie alle Plätze belegt, so dass weitere Sitzgelegenheiten und Tische aufgestellt werden mussten. Und wieder waren viele Freunde des Frauenbundes gekommen, unter ihnen Dekan Oliver Bruckmann mit Frau Gisela, Jürgen Montag, Stadtrat und Referent für Soziales, Jugend, Sport und Schulen, und Detlev Ziga aus Würzburg, in der Regierung Unterfranken für Flüchtlingsberatung, Aussiedlerarbeit und Integration zuständig. Natürlich gab's wieder Kuchen und Kulinarisches, diesmal schwerpunktmäßig Spezialitäten aus Griechenland, von einem griechisch-russischen Ehepaar kreiert.

Selbst Schweinfurts stellvertretende Bürgermeisterin Sorya Lippert kam zur Stippvisite, um anerkennend festzustellen, dass hier ursprünglich vorrangig nur an die Deutschen aus Russland gedacht worden sei, dass aber heute Besucherinnen und Besucher aus vieler Herren Länder, etwa aus der Ukraine und Afghanistan, gerne zusammen feiern würden. Das sei natürlich Frau Gröners Verdienst, das heißt ihrem Enthusiasmus und Fleiß geschuldet. Kurzum: „Du bist ein Phänomen“.

Frau Gröner hatte, wie aus den Vorjahren gewohnt, „ihre“ Musik-, Chor- und Tanzgruppen aufgeboten: den Schweinfurter Kinderchor und die klaren, hellen Stimmen des Chores „Harmonie“, beide unter Leitung von Olga Baluyev, inzwischen auch Vorsitzende des Integrationsbeirates der Stadt. Sodann mit ansprechenden Volkstänzen die Jugendgruppe „TeamSpirit“, die bereits eine Nachfolge-Neugründung geschaffen hat: „Generation-Grün“, und last but not least natürlich die schmissige, für Mitsing- und Schunkelstimmung sorgende Seniorenband. Ohrwürmer wie „Wenn der Frühling kommt“ (= Tulpen aus Amsterdam), „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ oder „Wenn die Sonne erwacht in den Bergen“ trafen absolut den Geschmack des reichlich Beifall spendenden Publikums.

Von der VR-Bank Schweinfurt war Vorstand Frank Hefner gekommen, um mit eigenen Augen die Kinderschaukel zu bewundern, die der Frauenbund für seine Spende von 250 Euro angeschafft hatte und die nun bestens frequentiert wurde. Und Gerhart Seidel, der Vorsitzende des Förder- und Freundeskreises des Frauenbundes, warb für dessen Unternehmungen und - selbstredend - für Spenden.

Es fehlten an diesem Nachmittag aber auch ernste Worte nicht: Bürgermeisterin Lippert ging in ihrem Gruß auf die Asyl- und Integrationsproblematik ein, die für die Stadt ab Juni angesichts der Erstaufnahmeeinrichtung in den ehemaligen Ledward Barracks virulent werden dürfte. Sie appellierte an die dafür notwendige Toleranz. Es würden viele freiwillige Helferinnen und Helfer benötigt, um ein reibungsloses Miteinander zu ermöglichen. „Das größere Problem aber sind die blindwütig Glaubenden.“ Andreas Gehring stellte das „Zentrum am Schrotturm“ vor. Dort seien folgende Dienstleistungen zu finden: das Seniorenbüro der Stadt, die Geschäftsstelle des Seniorenbeirates, der Beauftragte und Beirat für Menschen mit Behinderung, das kommunale Versicherungsamt und die Betreuungsstelle.

Nach vielen Gesprächen, erfüllt von neuen Eindrücken, verließ man nach kurzweiligen zwei Stunden heiter gestimmt den Garten. Hinter dem Sichtschutz begleitete einen noch der Evergreen „Aber dich gibt’s nur einmal für mich“. Damit war Heike Gröner gemeint – ganz bestimmt.