"Internationalität tut uns gut"

Empfang der Brasiliendelegation im Schweinfurter Rathaus

Das Stelldichein fand statt im alten Rathaus (l.) im 1. Stock; der Neubau (r.) macht nicht mehr so viel her

Schweinfurt, 23. Juli 2014, nachmittags. Oberbürgermeister Sebastian Remelé hatte in den noblen Trausaal, dem ehemaligen Ratssaal des Rathauses, eingeladen und hieß die siebenköpfige Delegation aus Rio dort herzlich willkommen. Sie wurde angeführt von Dekanatsmissionspfarrerin Christhild Grafe und begleitet von Brasilien-„Fans“ aus den Gemeinden: von Ellen Blanke aus Dittelbrunn, Erani Schabel von SW-St.-Salvator und Vikarin a.D. Daniela Schmid von SW-St. Lukas.

Zunächst gab der OB seine Verbindungen nach Südamerika kund, hatte er doch ein Jahr an der katholischen Universität von Santiago de Chile studiert und verfügt deshalb noch über gewisse spanische, nicht aber portugiesische Sprachkenntnisse.

Dann skizzierte er streiflichtartig Schweinfurts Historie unter besonderer Berücksichtigung der hier vertretenen Konfessionen. Als 1572 das Rathaus errichtet wurde, sei Schweinfurt eine Freie evangelische Reichsstadt gewesen – eine Insel im katholischen Umfeld. Schwedenkönig Gustav Adolf habe sogar beabsichtigt, hier eine evangelische Hochschule einzurichten, doch so weit sei es nicht gekommen.

Seit dann Anfang des 19. Jh. Schweinfurt integraler Bestandteil des Königreichs Bayern geworden war, vor allem aber im Gefolge des Eisenbahnbaus, habe sie sich peu à peu zu einer mehrheitlich katholischen Stadt gewandelt. Man dürfe aber auch die muslimischen MitbürgerInnen, die seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts hierher kamen, nicht vergessen. Schweinfurt: eine multireligiöse Stadt! Heutzutage würde sich leider viel religiöse Indifferenz breit machen. OB Remelé wünschte sich daher eine Befruchtung durch brasilianischen Esprit.

Abschließend ging er auf Schweinfurts heutige Bedeutung und Probleme ein. Verglichen mit Rio, sei seine Stadt wohl eher ein Dorf, aber ein „wirtschaftsmächtiges“! Denn hier liege Europas Kugel-/Wälzlager-Zentrum. Schweinfurt zähle so viele Arbeitsplätze wie Einwohner (52.000). Man könne stolz auf die 50 Schulen und eine Fachhochschule sein. „Internationalität tut uns gut“, meinte der OB nicht zuletzt auch im Blick auf seine Gäste.

Denn nun stehe der Abschied der amerikanischen Soldaten, die hier seit dem II. Weltkrieg stationiert waren, bevor, weshalb deren Liegenschaften und Kasernen in den kommenden zwei Jahrzehnten einer neuen Nutzung zugeführt werden müssten.

Als Gruppensprecher, da der deutschen Sprache mit am mächtigsten, fungierte Pastor Rolf Rieck. Er bedankte sich für die Audienz, die so in Brasilien nicht üblich sei, und zitierte das Bibelwort „Suchet der Stadt Bestes […], denn wenn’s ihr wohl geht, so geht’s auch euch wohl“ (Jeremia 29,7). Durch Christus bildeten die Christen eine weltweite Gemeinschaft. Die könne aber nur in Frieden leben, wenn auch die „Stadt“, d.h. die politischen Gebilde, Frieden untereinander hätten. Der Pastor sicherte dem Oberbürgermeister zu, Schweinfurt in sein Gebet mit einzubinden. Und zur Erinnerung an den Besuch überreichte ihm Pfarrerin Grafe ein Brasilienheft, welches die 27 Jahre Partnerschaft Rio – Schweinfurt würdigt.

Gemeinsames Foto und Anstoßen der Gläser beschlossen die erinnerungswürdige Stunde.