Synodenbericht I/2009

   
             Rio: Kontrast von Naturparadies und wildem Bauboom      Unsere Reisegruppe mit ihren Gastgebern (Fotos: Rio-Delegation)

Dekanatspartnerschaft Schweinfurt - Rio de Janeiro

Corcovado, Zuckerhut, Ipanema, Copacabana - und unsere fünf Brasilienreisenden: bei ihren offiziellen Terminen, aber auch ganz privat am Strand oder auf einer Parkbank schlafend! Mittels eines bunten Bilderkaleidoskops, unterlegt mit dem Endlosband der per brasilianischer Rhythmen aufgepeppten "Kleinen Nachtmusik" von W. A. Mozart (dies in bewusster Anspielung auf den Rio-Pastor Mozart Joa de Noronha Melo!), begann eine beschwingte, kurzweilige Themensynode. Dazu trugen auch die Gitarren- und Flöten-Liveklänge von Pfr. Manfred Herbert und dem Schüler Wagner Strelow bei, die zum Mitsingen brasilianischer Kirchenlieder - natürlich auf Portugiesisch - animierten.

Um Informationen über die Partnerschaftsbegegnung in Rio, die vom 27. Juli bis 14. August 2008 stattgefunden hatte, und zwar speziell für die Synodalinnen und Synodalen, aber auch für die mit eingeladenen Missionsbeauftragten ging es an diesem Vormittag im gut gefüllten Martin-Luther-Gemeindehaus von Schweinfurt. In ihrer gemeinsamen Andacht fragten die Dekanatsmissionsbeauftragte Renate Käser und die brasilianische Austauschpfarrerin Dr. Tais K. Strelow nach der richtigen Einstellung zum Besitz. Dazu machten sie die krassen Gegensätze in Brasilien deutlich: schier unendliche Naturreichtümer auf der einen Seite, schreiende Ungerechtigkeit auf der anderen: ungerechte Verteilung von Macht, Gütern sowie von Grund und Boden! Der bekannte "reiche Jüngling" aus der Bibel sei Paradebeispiel für die Bindung an den Geist des Reichtums. Jesu stelle ihm sein Lebensdefizit vor Augen und rufe in ihm die Sehnsucht nach erfülltem Leben wach.

Teilweise recht emotionale Berichte wurden von der Delegation geboten, z.B. die Tagebuchnotizen von Astrid Wilde über den Besuch in einer Favela, und die vier Partnergemeinden mit ihren Problemen vorgestellt (Martin Luther, Bom Samaritano, Norte, Esperanca: s.a. http://www.celurj.org.br/deutsch/index.htm). Wieder kam dabei die Zweigesichtigkeit Brasiliens anhand der Metropole Rio zum Ausdruck: Einerseits das streng abgeschirmte Ghetto-Leben der Wohlhabenden, andererseits ein Leben auf der Straße: "Leben als Provisorium" (Pfr. Walter Neunhoeffer).

Mit dem Beschluss der Dekanatssynode vom Mai 1987, eine Partnerschaft mit Brasilien einzugehen, hatte es begonnen:  Dekanatsmissionspfarrerin Christhild Grafe präsentierte kundig Streiflichter aus der inzwischen 22 Jahre währenden Partnerschaft zwischen dem Dekanat Schweinfurt und den evang.-luth. Gemeinden in Rio (s.a. http://www.schweinfurt-evangelisch.de/549.php) und fragte nach der zukünftigen Rolle des Dekanates in dieser Verbindung.

Dazu referierte auch Dekan Oliver Bruckmann über seine eigenen Reiseeindrücke vom 12. bis 24. Oktober 2008, die er im Rahmen seiner Teilnahme am Konzil der EKLBB (bzw. IECLB) gewonnen hatte: Die evang. Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien sei eine deutsch geprägte, "weiße Kirche", eine "Betreuungskirche" an ihren Mitgliedern, die sich aber im dortigen interkulturellen Milieu und angesichts des rasanten Wachstums vieler charismatischer (Pfingst-)Gemeinden, aber auch aufgrund ihrer schwachen Finanzsituation nur schwer behaupten könne. In der 12 Mio-Stadt Rio gehörten lediglich 600 Familien den genannten vier Gemeinden an. "Hätten wir keine Partnerschaft, hätte ich eine mitgebracht. Die brasilianischen Synoden suchen Partner!" (s. Dekansbericht im Wortlaut).

Abschließend diskutierten die Synodalen in Arbeitsgruppen über die Bedeutung und den Stellenwert der Brasilienpartnerschaft in den einzelnen Dekanatsgemeinden. Brauchen wir überhaupt die Partnerschaft? Aus der Palette der Antworten: "Ja, sie stellt eine Bereicherung dar." "Wir lernen die Außenperspektive kennen und damit auch uns selbst besser." "Persönliche Begegnungen helfen am meisten."

Viele sind deshalb schon auf den Gegenbesuch aus Brasilien im kommenden Jahr gespannt. Bis dahin soll mittels regelmäßiger Fürbitte im Gottesdienst die bleibende Verbundenheit und gegenseitige Teilhabe an freudigen wie sorgenvollen Ereignissen zum Ausdruck kommen.

 

 
   Unter die Haut gehend: Astrid Wilde schildert ihren Favela-Besuch Flankiert von den Damen des Synodenpräsidiums Marion Beck-Winkler u. Ute Lutz: Dekan Bruckmann trägt seine Reisenotizen vor
   
Rückzug in Arbeitsgruppen (v. l.): Synodaler Herbert Ludwig, Pfr.in Dr. Tais Strelow, Renate Käser u. Synodalin Monika Schwarz Guter Ersatz für Nicht-Brasilien-Kenner: das Live-Ensemble Wagner und Dr. Tais Strelow sowie Pfr. Manfred Herbert  (Fotos: Bergler)